Die Geschichte der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung
"Die Qualität des ärztlichen Handelns hängt vor allem von einer ausgewogenen Fort- und Weiterbildung des einzelnen Arztes/der einzelnen Ärztin ab. Nur ein hoher Aus- und Fortbildungsstand sichert eine gute und kosteneffiziente medizinische Versorgung. Fortbildung muß Freude machen." Dies war die Meinung der Gründungsväter der Akademie.
Der Beschluss zur Gründung der Akademie wurde am 21. Februar 1970 von der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen gefasst. Die Bildungseinrichtung ist damit die älteste Akademie ihrer Art in Deutschland.
Die Förderung der beruflichen Fortbildung der Kammerangehörigen wurde entsprechend den Aufgaben der Landesärztekammer Hessen schon damals zum Auftrag der Akademie. Sie sollte Fortbildungsveranstaltungen und Seminare durchführen sowie die Richtlinien für den zu fordernden Fortbildungsumfang für Ärzte aller Altersgruppen erarbeiten.
Bereits vor der Gründung der Akademie wurden Eckpunkte für ihre spätere Struktur definiert. Viele haben bis heute Gültigkeit:
- Die Aufgabe der Akademie ist die freiwillige, permanente Fortbildung für Ärzte aller Fachrichtungen. Die Fortbildung erstreckt sich sowohl auf die Vermittlung von theoretischem Wissen als auch von praktischen Kenntnissen.
- Die Akademie ist eine Einrichtung der hessischen Landesärztekammer, die sehr bewusst mit weitgehender Selbstständigkeit ausgestattet wurde. Sie besitzt einen eigenen Vorstand, eine eigene Satzung und einen eigenen Etat.
- Die Akademie wird allein durch die Ärzteschaft getragen.
Als Besonderheiten der Akademie waren die freiwillige Mitgliedschaft mit der Verpflichtung zur Fortbildung in einem bestimmten Umfang und die Kennzeichnung durch Plakette und Urkunde festgelegt worden. Die heute noch geschätzte "Blaue Plakette" geht auf einen Vorschlag aus einer Delegiertenversammlung im Jahr 1969 zurück, eine Plakette auf dem Arztschild als Zeichen für Fortbildung anzubringen. Im Laufe der Zeit hat sich diese Plakette zum Logo der Akademie entwickelt.
Die ersten Veranstaltungen fanden im Jahr 1972 im Fortbildungszentrum der Landesärztekammer Hessen in Bad Nauheim statt. Bereits Ende 1973 konnte die Akademie 1.650 Mitglieder verzeichnen, derzeit sind es ca. 4.500. Seit Ende 1998 werden Fortbildungsmaßnahmen nach einem zuerst in Bad Nauheim entwickelten, nachvollziehbaren Standard zertifiziert.
1977 wurde der Zusatz „Weiterbildung“ in den Namen der Akademie aufgenommen. Ihre Aufgaben haben sich seitdem in den Bereich der Weiterbildung ausgedehnt. Waren es Anfangs noch kleinere Elemente, die in der Akademie absolviert und auf die Weiterbildungsauflagen angerechnet wurden, so liegt heute in einigen Fachgebieten die vollständige Vermittlung der geforderten Theorieelemente in der Akademie. Zunehmend werden unter dem Motto "State of the Art" auch Ergänzungen zur Weiterbildung angeboten, wie z. B. Repetitorien und Veranstaltungsreihen.
Auch in Didaktik und Methodik war und ist die Akademie am Puls der Zeit: Anfang 1977 beginnt die Zusammenarbeit mit dem Institut für Didaktik der Medizin der Universität Bonn. Diese Zusammenarbeit wird von 1992 bis 1998 mit dem Institut für Berufspädagogik und Bildungsplanung der TH Darmstadt fortgesetzt. Große Gruppen weichen kleineren, der Vortrag im Plenum wird um die Arbeit in Kleingruppen ergänzt und, wo möglich, hält ein praktischer Anteil Einzug. 1998 wird das TED-System (Tele-Dialog) das erste Mal eingesetzt. 2009 bietet die Akademie die erste Blended-Learning-Veranstaltung (E-Learning in Kombination mit Präsenzveranstaltungen) an: die Fortbildung "Arbeitsmedizinische Gehörvorsorge – Lärm". Seitdem ist der Ausbau des Digitalen Lernens stetig weiterbetrieben worden. Das hat es der Akademie in den Corona-Jahren 2020/21 ermöglicht, qualifizierende Fortbildungen und Kurs-Weiterbildungen auch unter widrigen Umständen weiter umzusetzen und gleichzeitig das Digitale Lernen auszubauen – nicht mehr stetig, sondern in einem Quantensprung.
Seit 1989 werden Veranstaltungen der Akademie evaluiert, seit 2004 geschieht dies umfassend und systematisch. Im Evaluationsverfahren bewerten die Teilnehmer einzelne Vorträge und ganze Veranstaltungen sowie das gesamte Angebot der Akademie. Diese Teilnehmerbefragung ermöglicht eine Rückmeldung an Referenten und Veranstaltungsleiter sowie die organisatorische und didaktische Optimierung der Veranstaltungen. Darüber hinaus ergibt die systematische Erfassung der von Teilnehmern geäußerten Wünsche zusätzliche Planungsimpulse.
Mit der Eröffnung des Neubaus des Seminargebäudes am 31.08.2002 wurden in Bad Nauheim die Voraussetzungen für weiteres zukunftsorientiertes Handeln geschaffen. Von den Gebäuden der ersten Stunde ist nur das 1973 feierlich in Betrieb genommene Akademiegebäude mit seinen beiden Veranstaltungsebenen und den Verwaltungsräumen noch in Benutzung. Seit 2022 können auch die neuen Veranstaltungsräume der Landesärztekammer in Frankfurt genutzt werden. Die Akademie kann damit den Anteil der hessenweit angebotenen Veranstaltungen vergrößern und eine attraktiven neuen Veranstaltungsort dauerhaft integrieren.
Auch heute ist es die Aufgabe der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung, den Ärztinnen und Ärzten eine permanente, qualitativ hochwertige Fort- und Weiterbildung – produktneutral und industrieunabhängig – zu ermöglichen. Das Angebot hat sich in über 50 Jahren qualitativ wie quantitativ weiterentwickelt. Über Themen und Programme berät der Akademie-Vorstand, dazu kann er Sachverständige aus zahlreichen medizinischen Disziplinen und Tätigkeitsbereichen hinzuziehen. Der Akademie stehen zahlreiche Experten als Referenten zur Verfügung. Deren Engagement trägt ganz wesentlich zur hohen Qualität der Bildungsangebote der Akademie bei.