Das neue Bildungsangebot der Carl-Oelemann-Schule (COS) basiert auf einem der jüngsten Musterfortbildungscurricula der Bundesärztekammer. Zur aktuellen Entwicklung hat die COS mit Dr. med. Klaus Jürgen Doubek, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte e. V. (BVF) und Delegierter der Landesärztekammer Hessen, gesprochen.

Herr Dr. Doubek, der Fachkräftemangel ist in aller Munde und die Berufsgruppe MFA gehört dazu. Wie bewerten Sie die Situation in den gynäkologischen Praxen?

Dr. med. Klaus Jürgen Doubek: Insgesamt ist der Fachkräftemangel auch in gynäkologischen Praxen eine ernsthafte Herausforderung – insbesondere in Regionen, in denen der Arbeitsmarkt begrenzt ist oder in denen der Wettbewerb um Fachkräfte hoch ist. Fachkräftemangel beeinträchtigt den Praxisbetrieb, erhöht für das Praxisteam die Arbeitsbelastung und hat verlängerte Wartezeiten für Patientinnen zur Folge. Insbesondere im Fachgebiet der Gynäkologie ist die Patientenbindung besonders wichtig, da viele Patientinnen eine langfristige und vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin aufbauen. Ein Mangel an qualifiziertem Personal oder eine Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann dazu führen, dass die persönliche Betreuung und die Zuwendung in Praxen leiden, was sich negativ auf alle Beteiligten und insbesondere auch auf die Patientenzufriedenheit auswirken kann.

Die Fortbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist eine Investition, nicht nur finanziell, sondern auch zeitlich. Wenn Fachkräfte in den Arztpraxen fehlen, ist es schwierig, zusätzliche Abwesenheitszeiten für Bildungsmaßnahmen zu ermöglichen. Worin sehen Sie den Mehrwert für Ihre ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, wenn sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden in diese neue Fortbildung investieren?

Doubek: Die Bewältigung des Fachkräftemangels erfordert oft eine Kombination aus Maßnahmen wie verbesserten Arbeitsbedingungen sowie attraktiveren Gehältern und Leistungen. Parallel spielt heute eine gute Weiterbildung von MFA eine wichtige Rolle, um das kompetente Praxisteam zu unterstützen, ihren Interessen nachzukommen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Die medizinische Versorgung entwickelt sich ständig weiter, gleichzeitig hat die Verwaltungsarbeit in Arztpraxen enorm zugenommen, insbesondere aufgrund von komplexeren Abrechnungs- und Dokumentationsvorschriften sowie der Einführung digitaler Techniken. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es wichtig, in die Weiterbildung der Praxismitarbeiterinnen gezielt zu investieren, effiziente Arbeitsabläufe zu implementieren und dabei gute Arbeitsbedingungen und Mitarbeiterzufriedenheit zu bewahren.

Es gibt sehr viele Bildungsanbieter mit guten Angeboten. Warum unterstützen Sie das Konzept der Bundesärztekammer, Mustercurricula für MFA zu entwickeln?

Doubek: Wir sehen das Potenzial, dass Mustercurricula dazu beitragen können, die Ausbildung und Qualifizierung von Medizinischen Fachangestellten im Fachgebiet zu verbessern. Sind Ausbildungsanforderungen klarer definiert und transparenter, dürften alle Beteiligten davon profitieren. Für MFA könnten sich die berufliche Mobilität erleichtern und mehr Möglichkeiten eröffnen, die dazu beitragen, Engpässe in bestimmten Regionen oder Fachbereichen – wie der Gynäkologie und Geburtshilfe – zu mildern. So eine Entwicklung würde letztendlich sowohl den Fachkräften selbst als auch den Facharztpraxen und Patientinnen zugutekommen.

Interview: Tanja Oberwallner, Öffentlichkeitsarbeit der COS

Folgende Inhalte umfasst der 80-stündige Lehrgang:

  • Häufige gynäkologische Krankheitsbilder
  • Gynäkologische Onkologie
  • Empfängnisverhütung
  • Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin
  • Schwangerschaft und Wochenbett
  • Klimakterium
  • Apparative Diagnostik
  • Urogynäkologie
  • Kommunikation und Gesprächsführung
  • Wahrnehmung und Motivation

Beginn des Qualifizierungslehrgangs für MFA ist am 28.08.2024.

Informationen finden sich auf der Website unter https://www.laekh.de/fuer-mfa/fortbildung-fuer-mfa/qualifizierungslehrgaenge/detail/gynaekologie-und-geburtshilfe-80-stunden

Ansprechpartnerin: Julia Werner 
E-Mail: julia.werner@laekh.de 
Fon: 06032 782-185