Diese Art von Ausstellung war eine Premiere. Der Anlass ein ganz besonderer: Seit 30 Jahren besteht der Frankfurter Verein zur Unterstützung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen e.V. Erstmals zeigte er Werke seiner jungen Patientinnen und Patienten aus der Ergotherapie. Ergänzt wurde die Schau mit historischen Arbeiten der Sammlung Prinzhorn. Mehr als 250 Besucherinnen und Besucher nutzen Ende vergangenen Jahres die Chance sich ein Bild darüber zu machen, wie Kunst als Ausdrucksmittel innere Welten sichtbar machen kann – frei von diagnostischen Mustern und voller persönlicher Geschichten. Der Vorstand freute sich über das große Interesse: „Ein starkes Zeichen für die Wertschätzung der Arbeit von Patientinnen, Therapeutinnen und Eltern sowie für die Sichtbarkeit unseres Vereins“, bilanziert der Verein, der sich einsetzt für die Belange psychisch kranker Kinder und Jugendlicher und ihrer Familien.
Ungezählte Projekte
Gegründet hatten ihn im Jahr 1994 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters am Universitätsklinikum Frankfurt gemeinsam mit Eltern betroffener Kinder und Jugendlicher. In der Zeit gab es ungezählte Projekte. Doch der Fokus ist geblieben. Er liegt auf den jungen Patientinnen und Patienten, die sich aufgrund ihrer Erkrankung in teilstationärer oder stationärer Behandlung befinden. Der Verein unterstützt die kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik, Therapie und die kliniknahe Forschung in Frankfurt. Unter anderem die Ergotherapie. Diese fördere als kreativer Ausdruck die emotionale, kognitive und soziale Entwicklung junger Menschen. Malen oder Zeichnen biete die Möglichkeit, innere Konflikte auszudrücken und zu bewältigen. Eine Chance, aus dem Selbstvertrauen und Lebenskompetenzen wachsen kann.
Erfolgreiche Genesung braucht mehr
Erster Vorsitzender ist Dr. Andreas Chiocchetti. Der Professor leitete das Labor für Molekulare Genetik an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters in Frankfurt und ist seit vielen Jahren in der psychiatrischen Grundlagenforschung tätig. Zu seinen Motiven sagt er: „Mein Antrieb ist es, Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Herausforderungen auch zu helfen und sie da zu unterstützen, wo die staatliche Hilfe nicht hinkommt.“
Es geht um Heranwachsende, die zum Beispiel unter Ängsten leiden, unter Traurigkeit oder Essproblemen. Psychische Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter, konstatiert der Verein auf seiner Homepage. Heutzutage könnten psychische Krankheiten zwar schneller und besser erkannt und behandelt werden. Doch für eine erfolgreiche Genesung brauche es neben einer guten medizinischen Versorgung, Betreuung sowie kompetenten Therapeutinnen und Therapeuten noch viel mehr.
Aufklärung und Inklusion
Das können Gruppentherapie-Ausflüge sein, Therapiematerialien und therapeutische Hilfsmittel, schöne Erlebnisse, Momente der Entspannung und Ausgelassenheit sowie Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten und Begabungen neu zu entdecken. Weil das unser Gesundheitssystem oft nicht abdeckt, springt der Verein ein. Zum Beispiel mit einem Künstlerischen Workshop zur Förderung der Gemeinschaft zwischen Jugendlichen mit und ohne psychische Herausforderungen. In den Sommerferien 2025 soll er wieder stattfinden – in Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst Frankfurt und dem Kunstgewerbeverein. Ein Projekt, mit dem viel erreicht werden kann: Es bringt Jugendliche zusammen, entstigmatisiert, fördert Aufklärung und Inklusion.
Können sich auch Ärztinnen und Ärzte an den Verein wenden?
„Grundsätzlich sind wir ein kliniknaher Förderverein der Kinder – und Jugendpsychiatrie an der Goethe Universität und fördern direkt Patient:innen im klinischen Aufenthalt“, sagt der Erste Vorsitzende. Der Schwerpunkt liege auf Mildtätigkeit, Ferienaktivitäten oder zusätzliche Förder- und Therapieangebote. Auch fördern der Verein Soziale Medien und an Schulen Aufklärungsaktivitäten. „Zwar können wir im Einzelfall auch Beratung anbieten, sind aber nicht darauf ausgelegt Ärzt:innen fachlich zu beraten. Hier können wir aber bestenfalls versuchen zu vermitteln.“
Jutta Rippegather
www.verein-kinderpsychiatrie.de, Spenden: Frankfurter Verein. z. Unterst. v. psych. kranken Kindern, Nassauische Sparkasse, DE93 5105 0015 0162 0833 64