Wir begrüßen die Zuschrift „Verhinderung von Kriegen als oberstes Ziel“ in der Ausgabe 01/25 des hessischen Ärzteblattes. Solche Stimmen haben gefehlt. Der Brief bringt prägnant auf den Punkt, dass wir Ärzt*innen uns nicht auf die vorgegebene Gewalteskalation einlassen sollten. Es liegt in unserer Verantwortung, dass solch eine Position Gehör findet. Im Krieg gibt es nur Verlierer, Gewinner ist die Rüstungsindustrie. Wir müssen nicht fragen, wie eine Militarisierung des Gesundheitswesens erfolgen kann, sondern ob sie notwendig ist.

Als Ärzt*innen müssen wir uns gegen Krieg positionieren und der Frage nachgehen, wie ein Dialog zum Frieden gelingen kann. Wir brauchen eine zukunftsträchtige Lösung, die nicht durch Wettrüsten erreicht werden kann. Unser Beruf verpflichtet uns, Menschenleben zu erhalten. Der Diskurs muss sich von Kriegstüchtigkeit in Bemühungen um Friedenstüchtigkeit verschieben.

Mit Erschrecken verfolgen wir die weltweite Aufrüstung, das gegenseitige Vernichten und die damit verbundenen Schäden für Mensch, Kultur und Natur. Auf Kosten des Zivilbereichs wird das Militärbudget massiv erhöht. Die Bundeswehr wirbt um junge Menschen mit Aussagen, die Abenteuer versprechen und die Schrecken des Krieges verharmlosen. In den Aussagen zu den Tagungen im Schloss Oranienstein fehlen Worte zu friedlichen Lösungen. Auch im deutschen Ärzteblatt wurde über die Notwendigkeit einer Vorbereitung auf einen nuklearen Zwischenfall berichtet. Wir können dieses Bedürfnis nachvollziehen. Doch im Falle eines Atomkrieges kann das Gesundheitswesen kaum helfen. In Hiroshima starben 140.000 Menschen, 90 % des medizinischen Personals wurden getötet oder verletzt, 42 der 45 Krankenhäuser zerstört. Heutige Atombomben sind ca. 50-mal stärker. Dies unterstreicht die Notwendigkeit der Vermeidung einer Eskalation.

Der Tagungsort für die zivil-militärische Zusammenarbeit, das Schloss Oranienstein, diente während der NS-Diktatur als nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola). Der Atomwaffenstützpunkt Fliegerhorst Büchel mit bis zu 20 Atombomben ist nicht weit entfernt. So liegen Schrecken und Drohungen des Krieges zeitlich und örtlich dicht beieinander.

Thomas Gerlesberger und Dr. med. Stephan Heinrich Nolte, Für die Ortsgruppe Marburg des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte