Mit großer Betroffenheit erfuhr ich, dass Dr. med. Jürgen Glatzel im Alter von 81 Jahren am 30. Januar 2025 verstarb.

Geboren am 01. Juli 1943 in Oppeln/Oberschlesien wurde die Familie 1945 von den Russen vertrieben und kam nach Unterfranken. In Würzburg besuchte er die Schule, legte das Abitur ab und schloss gleich das Medizinstudium an der dortigen Universität an. Zur Facharztweiterbildung verließ er die fränkische Heimat, um an verschiedenen Kliniken im Rheinland eine Weiterbildung zum Orthopäden zu absolvieren. Von dort zog es ihn an die hessische Bergstraße nach Bensheim, wo er sich 1977 in einer eigenen orthopädischen Praxis mit 25 Belegbetten und vollem orthopädischem Leistungsspektrum am örtlichen Hospital niederließ. Nach 32 Jahren als verantwortlicher Praxisinhaber läutete er mit der Praxisübergabe an seinen Sohn im Jahr 2009 den Generationswechsel ein, blieb als leidenschaftlicher Orthopäde aber weiter in der Praxis tätig. Doch schon Jahre zuvor hatte er begonnen, sich berufspolitisch zu engagieren. Für die Liste älterer Ärzte wurde er für die Wahlperioden 2004 bis 2023 als Mitglied der Delegiertenversammlung gewählt. Nach nur einer Legislaturperiode als Delegierter wählten ihn die Delegierten 2008 bereits als Beisitzer für das Präsidium der Landesärztekammer Hessen. Altersbedingt stellte er sich 2023 nicht mehr zur Wiederwahl.

Für seine herausragenden Leistungen erhielt er 2023 die Ehrenplakette der Landesärztekammer Hessen in Silber. Sein Engagement galt nicht nur der Arbeit in Präsidium und Delegiertenversammlung, sondern auch einer Vielzahl von Gremien und Ausschüssen. Stellvertretend greife ich sein Engagement für den Hilfsfonds der Landesärztekammer Hessen und die Projektgruppe „Neubau“ auf. Für den Neubau des heutigen Kammergebäudes in der Hanauer Landstraße in Frankfurt brachte Glatzel zahlreiche Anregungen und Ideen ein und setzte sich damit gleichsam selbst ein Denkmal.

Glatzel war kein Freund großer Worte und schon gar kein Dauerredner. Doch wenn er sich zu Wort meldete und sein Zungenschlag dabei noch immer die schlesische Herkunft verriet, dann war dies wohlüberlegt und hatte Hand und Fuß. Nicht selten gaben seine Worte den Ausschlag bei kniffligen Entscheidungen. Dankbar und mit großem Respekt verabschiede ich mich von einem engagierten und hochverdienten Arzt und Kollegen. Mein Mitgefühl und meine Gedanken sind bei seiner Ehefrau, den Kindern und Enkeln.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident der, Landesärztekammer Hessen