Drei Frauen sitzen gedankenversunken an einem Tisch – eine Szene, die oft genutzt wurde, um die sozialen Verbindungen im späten 19. Jahrhundert darzustellen. Doch hier handelt es sich um Künstlerinnen in ihrer Pariser Wohngemeinschaft, eingefangen von Louise Breslau in einem Gemälde, das sie schlagartig berühmt machte.

Die Ausstellung „Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900“ im Städel Museum präsentiert rund 80 Gemälde und Skulpturen von 26 Künstlerinnen, darunter renommierte Namen wie Louise Breslau, Ottilie W. Roederstein und Marg Moll. Die Schau beleuchtet drei Generationen von Künstlerinnen und zeigt sowohl ihre stilistischen und ästhetischen Entwicklungen als auch die Herausforderungen, denen sie sich zwischen 1880 und den 1930er-Jahren in einer männlich dominierten Kunstwelt stellen mussten. Besonders hervorzuheben ist, wie diese Frauen ihre Identität als Künstlerinnen reflektierten und dabei die traditionellen Geschlechterrollen infrage stellten.

Paris galt in den 1880er-Jahren als unbestrittene Kunstmetropole und bot auch Frauen die Möglichkeit, sich in privaten Kunstakademien oder speziellen Damenateliers bei renommierten Künstlern ausbilden zu lassen. Diese Akademien waren nicht nur Orte der Ausbildung, sondern auch Zentren des Austauschs und der Begegnung. Für viele Künstlerinnen war Paris der Ausgangspunkt ihrer Karrieren und wurde zum Herzstück ihrer internationalen Netzwerke.

Von Paris führte der Weg einige Künstlerinnen nach Frankfurt, darunter Marie Bertuch und Ottilie W. Roederstein. Sie brachten neue Ideen und Lehrmethoden mit, die sie an Nachwuchstalente wie Mathilde Battenberg und Pauline Kowarzik weitergaben.

In Frankfurt hatte die Städelschule bereits 1869 ein „Damenatelier“ eingerichtet, das Frauen eine professionelle künstlerische Ausbildung ermöglichte – eine Pionierleistung in Deutschland. Auch wenn dieses Angebot zeitweise ausgesetzt wurde, fanden viele Künstlerinnen in privat geführten Ateliers wie dem von Ottilie W. Roederstein eine neue Heimat. Ab 1904 öffnete die Städelschule ihre Türen dann vollständig für Frauen, was einen bedeutenden Meilenstein in der Künstlerinnenausbildung in Deutschland markierte.

Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, wie diese Künstlerinnen mit großer Eigenständigkeit in einer von Männern dominierten Kunstwelt Fuß fassten. Ihre Werke spiegeln nicht nur ihren Kampf um Anerkennung wider, sondern auch die Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Identität als Künstlerinnen. Indem sie den menschlichen Akt darstellten, forderten sie einen Motivbereich für sich ein, der aufgrund moralischer Vorbehalte bisher nur Männern vorbehalten war. Darüber hinaus eroberten sie auch die Bildhauerei, eine Kunstgattung, die lange als besonders „männlich“ galt.

Noch bis Ende Oktober sind diese Werke, darunter zahlreiche erstmals ausgestellte Arbeiten aus Privatbesitz, im Städel Museum Frankfurt am Main zu sehen.

Informationen unter https://www.staedelmuseum.de/de/staedel-frauen

Maren Siepmann

Kraftvolle Pinselstriche und intensive, kontrastreiche Farben – Eugenie Bandell orientierte sich zunächst stark an ihrem Lehrer Wilhelm Trübner, bevor sie diesen eigenständigen Stil entwickelte, mit dem sie die sommerliche Atmosphäre vor dem Wilhelmsbad in Hanau einfing. Bandell erhielt Aquarell- und Zeichenunterricht an der Königlichen Akademie Hanau und wurde in die private Malklasse des Städel-Professors Trübner aufgenommen. Ihre Werke signierte sie häufig nur mit den ersten drei Buchstaben ihres Vornamens oder als „Eugen Bandell“. Es kam niemand auf den Gedanken, dass die Kunstwerke von einer Frau stammen könnten.

Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Werk um ein Selbstporträt, das zugleich das Bild einer emanzipierten Frau der 1920er und 30er Jahre verkörpert. Erna Auerbach begann ihre künstlerische Ausbildung an der Frankfurter Kunstgewerbeschule, die später in die Städelschule integriert wurde. Ihr Stil, geprägt durch betonte Konturen, große zusammenhängende Flächen und kräftige Farben, wurde unter anderem von Max Beckmann beeinflusst. Auerbach war Malerin, Kunsthistorikerin und Journalistin und spielte bis zu ihrem Berufsverbot durch die Nationalsozialisten als Jüdin eine zentrale Rolle im Frankfurter Kunstleben.