Der Vorstandsvorsitzende Dr. med. Titus Freiherr Schenck zu Schweinsberg informierte die Delegierten zunächst über die Pläne der Bundesregierung, einen Kapitalstock für die Deutsche Rentenversicherung (DRV) aufzubauen; diese Überlegungen waren vor einiger Zeit auch schon unter dem Stichwort „Aktienrente“ bekannt geworden, weil die Mittel überwiegend in Aktien investiert werden sollen. Die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung soll um eine kapitalgedeckte Säule ergänzt werden. Ziel ist, vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung die Rentenversicherung zu stabilisieren. Denn ein umlagefinanziertes System gelangt an seine Grenzen, wenn weniger Beitragszahler mehr Renten finanzieren müssen. Zunächst stellt der Bund 200 Mrd. Euro für den Aufbau des Kapitalstockes bereit, dessen Erträge dann an die DRV fließen. Die jährlichen Ausgaben der DRV für Leistungen belaufen sich jedoch auf 158 Mrd. €. Es bleibt somit abzuwarten, welcher Effekt mit dem Kapital erzielt werden kann.

Schon jetzt scheint festzustehen, dass zusätzlich der Beitragssatz steigen muss, um das Sicherungsniveau (also das Verhältnis von Standardrente zu Durchschnittsentgelt) von 48 % zu halten; nach den neuesten Prognosen könnte der Beitragssatz, der auch für das Versorgungswerk maßgebend ist, bis zum Jahr 2035 auf 22,3 % steigen (aktuell beläuft er sich auf 18,6 %).

Neues Mitgliederportal

Ab sofort haben die Mitglieder die Möglichkeit, über ein spezielles Portal unter anderem persönliche Daten selbst zu pflegen, dem Versorgungswerk schnell, sicher und unkompliziert Informationen zukommen zu lassen (etwa über einen Arbeitgeberwechsel oder eine Tätigkeitsänderung) und Dokumente wie den Kontoauszug herunterzuladen. Um das Portal nutzten zu können, ist nur eine Registrierung notwendig. Das neue Angebot kann über die Internetseite des Versorgungswerkes oder direkt über portal.vwlaekh.de aufgerufen werden.

Turbulenzen an den Immobilienmärkten

Schließlich ging der Vorstandsvorsitzende auf die Turbulenzen an den Immobilienmärkten ein, von denen insbesondere Gewerbeimmobilien betroffen sind. Auslöser waren stark gestiegene Bau- und Finanzierungskosten auf der einen und eine gesunkene Nachfrage auf der anderen Seite. Seitdem die Europäische Zentralbank innerhalb sehr kurzer Zeit die Leitzinsen deutlich erhöht hat, sind Baukredite viel teurer geworden und einige Projekte kaum noch rentabel. Die Nachfrage nach Büro- und Einzelhandelsflächen ist durch die wirtschaftliche Stagnation und veränderte Gewohnheiten nach der jüngsten Pandemie (Arbeit von zu Hause aus) eingebrochen. Das Versorgungswerk investiert zwar traditionell wegen geringerer Risiken schwerpunktmäßig in Wohnimmobilien, aber eben nicht nur. Daher muss davon ausgegangen werden, dass die Immobilienkrise auch Auswirkungen auf den Jahresabschluss 2023 des Versorgungswerkes haben wird, der gerade erstellt und den Delegierten im Herbst vorgelegt wird.

Johannes Prien, Referent des Vorstandes des Versorgungswerkes