Zahlreiche Wortmeldungen zeigten, dass vielerorts Zeit und Personal fehlen, um eine adäquate Weiterbildung und eine umfangreiche, lückenlose Versorgung zu gewährleisten. Auf den Punkt gebracht wurden die Schwierigkeiten im Alltag in der Wortmeldung einer Weiterzubildenden: eine hohe Arbeitsverdichtung, unter anderem forciert durch Fachkräftemangel und ungenügende Digitalisierung von Arbeitsprozessen, lassen wenig Zeit für die Patientenversorgung. Es sei mindestens schwierig, bisweilen unmöglich, mit medizinischen Erkenntnissen Schritt zu halten sowie das eigene Verantwortungsgefühl den Patientinnen und Patienten gegenüber mit diesen Arbeitsbedingungen in Einklang zu bringen.

Gewünscht wurde eine größere Verantwortung der Weiterbildenden mit Förderung aller Weiterzubildenden unabhängig von persönlichen Sympathien oder gruppenspezifischen Merkmalen wie dem Geschlecht. Es wurde die provokante Frage gestellt, ob alle Weiterbildungsbefugten die menschlichen Qualifikationen, die ihr Amt bedarf, innehalten.

Gewünscht wurden Positivbeispiele als „Leuchttürme “ und ein „Siegel gute Weiterbildung“. Viele junge Ärztinnen thematisierten die Schwierigkeiten rund um die vermeintliche ( Un-)Vereinbarkeit von bezahlter Erwerbstätigkeit und Sorgearbeit in der Familie. Dies sowie die Sorge, dem Beruf unter den beschriebenen problematischen Arbeitsbedingungen nicht gerecht zu werden, führt bei manchen bisweilen dazu, dass sie in der Hoffnung auf bessere Arbeitsbedingungen zunächst die Abteilung und dann die Fachrichtung oder das Land wechseln. Sie fühlen sich im Alltag nicht ausreichend weitergebildet, im Dienst oft alleine gelassen und verzweifeln am Dilemma zwischen ihren Idealen einer guten Patientenversorgung, Patientensicherheit und den strukturellen Bedingungen, die sie im deutschen Gesundheitswesen vorfinden.

Dr. med. Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, verwies auf den fächerübergreifenden „Workshop Mutterschutz“ der ÄK Nordrhein, der ein Positionspapier zum Arbeiten in Schwangerschaft und Stillzeit erarbeitet hat, das zurzeit den Prozess für eine AWMF-Leitlinie durchläuft. Prof. Dr. med. Ass. jur. Alexander Radbruch, Direktor der Klinik für Neuroradiologie am Uniklinikum Bonn, zeigte sich offen für flexible moderne Arbeitskonzepte und betonte, die Qualität der Weiterbildungsbefugten werde sich herumsprechen und in Bewerbungszahlen niederschlagen. Er riet den Weiterzubildenden, mit den Füßen abzustimmen.

Die junge Ärzteschaft fordert zu Recht zeitgemäße Vorgaben für moderne Arbeits- und Weiterbildungskonzepte sowie Unterstützung durch die ärztliche Selbstverwaltung (SV). Gleichzeitig obliegt es uns selbst, für die Umsetzung berufspolitischer Errungenschaften im Arbeitsalltag einzustehen. Berufen Sie sich zum Beispiel auf die Beschlüsse des 128. Deutschen Ärztetages (https://128daet.baek.de/Applications). So tragen Sie dazu bei, dass aus erkannten Problemen nicht nur beschlossene Anträge werden, sondern diese Beschlüsse auch umgesetzt werden. Dafür können u. a. die Delegierten der Landesärztekammern, die Abgeordneten beim Deutschen Ärztetag, der Vorstand der Bundesärztekammer und alle anderen Involvierten in Politik und bei den Kostenträgern angesprochen werden. Die ärztliche SV lebt vom Interesse derjenigen, die sie vertritt und somit von Anregungen aus der gesamten Ärzteschaft. Die SV bietet uns auch die Möglichkeit, aktiv am Gerüst unseres Berufsstandes mitzuarbeiten und auf die Ausgestaltung ärztlichen Arbeitens Einfluss zu nehmen. Die ärztliche SV und die Freiheit in der ärztlichen Berufsausübung sind ein Privileg. Nutzen Sie Ihre Chancen, zur Verbesserung der strukturellen Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen beizutragen.

Für uns Jüngere ist es wichtig, am Wissen der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen teilhaben und von ihnen lernen zu dürfen. Nur im gemeinsamen Austausch wird es gelingen, den Generationenwechsel ambulant wie stationär zu gestalten und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft für unsere Generation und der uns Nachfolgenden zu stellen.

Ob in Niederlassung oder Klinik, ob erfahren oder am Anfang des Berufslebens, ob weiterbildend oder weiterzubildend und unabhängig von Ethnie, Religions- oder Geschlechtszugehörigkeit und unabhängig des Familienstandes gilt: Gemeinsam sind wir stark!

Dr. med. Dr. med. univ. (UBFM/Belgrad) Eva See, Delegierte der Landesärztekammer Hessen, Ärztin in Weiterbildung Radiologie