Das Cannabis-Präventionsprojekt „Kiffen bis der Arzt kommt?“ der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) ist am Dienstag, 4. Juni, an der Wöhlerschule in Frankfurt gestartet. Bei einer von der Stabsstellenleiterin Katja Möhrle und dem Referenten Lukas Reus moderierten Pressekonferenz vor der ersten Unterrichtseinheit sprachen unter anderem der Präsident der LÄKH, Dr. med. Edgar Pinkowski, und der hessische Minister für Kultus, Bildung und Chancen, Armin Schwarz, über die Risiken des Cannabiskonsums insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene.
„Dass die Bundesregierung in diesem Jahr die Teillegalisierung von Cannabis auf den Weg gebracht hat, ist aus meiner Sicht ebenso unverantwortlich wie unbegreiflich“, sagte Pinkowski. „Trotz der ausdrücklichen Warnungen aus der Ärzteschaft wurde damit ein Suchtmittel ab 18 Jahren freigegeben – und damit im Alltag auch für Jüngere viel leichter verfügbar gemacht, von dem wir wissen, dass es bei jungen Menschen zu ernsten psychischen Erkrankungen, schwerwiegenden Psychosen und sogar zu dauerhaften Hirnschäden führen kann.
Der hessische Kultusminister drückte in einem Grußwort ebenfalls sein Unverständnis aus: „Die teilweise Legalisierung von Cannabis setzt das völlig falsche Signal. Statt die Droge schleichend gesellschaftsfähig zu machen, sollte unseren Jugendlichen noch mehr ins Bewusstsein gebracht werden, dass die gesundheitlichen Risiken gerade für sie besonders hoch sind. Um der Zunahme des Konsums unter Schülerinnen und Schülern und damit dem steigenden Risiko von psychischen Erkrankungen sowie Einbußen in Lern-, Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen entgegenzuwirken, bieten wir an unseren Schulen eine allgemeine Suchtprävention in allen Jahrgangsstufen und dazu spezifische Maßnahmen zum Thema Cannabis. Wir sind der Landesärztekammer Hessen für die starke Unterstützung dankbar.“
Die Leiterin der Wöhlerschule, Christa Eller, betonte den Wert der Präventionsarbeit im schulischen Alltag. „Schon seit vielen Jahren haben wir an unserer Schule Suchtprävention etabliert, nun wollen wir auch verstärkt den Bereich der Cannabisprävention aufnehmen“, kündigte Eller an.
Entwickelt von der Stabsstelle Medien und fachlich beraten vom Suchtausschuss der LÄKH, setzt das Präventionsprojekt auf altersgerechte und abwechslungsreiche Aufklärung ohne erhobenen Zeigefinger. Der Suchtbeauftragte der LÄKH sowie Leiter der Suchtmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Dr. med. Mathias Luderer, erklärte bei der Pressekonferenz die Gefahren einer Legalisierung: „In Kanada ist nach der Legalisierung die Rate von Personen mit Cannabisabhängigkeit in der Gruppe junger Menschen in psychiatrischer Behandlung von 17 % auf 26 % angestiegen. Da das Risiko für Depression und Suizid bei Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis signifikant erhöht ist, ist das ein Teufelskreis: Psychische Probleme begünstigen den Konsum, Konsum lindert kurzfristig die Beschwerden und führt mittelfristig zu weiteren psychischen Problemen, was zu mehr Konsum führt.“
In der anschließenden von Dr. med. Jeanette Weber, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Kinder- und Jugendpsychiatrie, geleiteten Unterrichtsstunde, die auch von vielen Journalisten aus Fernsehen und von Tageszeitungen begleitet wurde, klärte Weber die Klasse 9c über die Risiken von Cannabis auf. Inhalte waren unter anderem die unterschiedlichen Cannabisprodukte, die akuten und langfristigen Folgen des Konsums insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene und die Frage, wie sich die Jugendlichen bei Problemen Hilfe holen können. Eingerahmt wurde die Doppelstunde von einem Cannabis-Quiz und der persönlichen Einschätzung der Schülerinnen und Schüler.
Nach dem Auftakt an der Wöhlerschule in Frankfurt sollen bald weitere Aktionen in ganz Hessen folgen. Schulen, die an einer Präventionseinheit interessiert sind, können sich an die Stabsstelle Medien der LÄKH wenden, E-Mail: presse@laekh.de.
Lukas Reus