Vorbereitung, Ablauf und Tipps von Dr. med. Johanna Holzwarth
Im Oktober 2019 hat Frau Dr. Johanna Holzwarth erfolgreich ihre Pädiatrie-Facharztprüfung abgelegt. Die junge Mutter, die ihre Facharztweiterbildung am Uniklinikum Gießen absolviert hat und jetzt in der Neuropädiatrie arbeitet, erzählt von ihren Erfahrungen und gibt jungen Kolleginnen und Kollegen Tipps für die Prüfungsvorbereitung.
Mit der Facharztprüfung erfolgt der finale Abschluss eines langen Bildungsweges über das Abitur, das Medizinstudium und die jahrelange Tätigkeit als Ärztin in Weiterbildung. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Johanna Holzwarth: Für mich war es relativ einfach. Ein Jahr vor der Prüfung kam unsere Tochter zur Welt und ich war in Elternzeit. Ungefähr ein Dreivierteljahr vorher habe ich angefangen, das Lehrbuch von vorne bis hinten einmal durchzulesen. Das kann sich natürlich keiner so erlauben, der gerade noch berufstätig ist. Mit einer Kollegin habe ich außerdem Fälle besprochen, Fallbücher und Fragebücher durchgearbeitet. Schlussendlich haben wir vier Bücher durchgeackert, die Fachzeitschriften des letzten Jahres gelesen und die Prüfungssituation mit Hilfe der Prüfungsprotokolle per Frage und Antwort geübt.
Aber auch mit kleinem Kind zuhause muss man die Zeit zum Lernen finden.
Holzwarth: Die ganz Kleinen schlafen ja noch relativ viel, diese Zeiten hatte ich dann genutzt. Gegen Ende übernahm dann aber mein Mann einen Großteil der Betreuung.
Gab es Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Voraussetzungen, Anmeldung oder generell den Abläufen?
Holzwarth: Ja, einige Hürden gab es. Bei uns in der Kinderklinik ist es generell ein Problem, die vorgegebene Anzahl an Sonografien zusammenzubekommen, weil diese im Alltag üblicherweise nicht von den Ärzten der Pädiatrie, sondern von den Kollegen aus der Abteilung für Kinderradiologie durchgeführt werden. Durch Rotationen in die Kinderradiologie wird zwar versucht dem entgegenzuwirken, aber das kann nicht für jeden Arzt in Weiterbildung organisiert werden. Und leider hatte auch ich dazu nicht die Möglichkeit.
Außerdem ist die Arbeitsbelastung an der Uniklinik relativ hoch und ein bis zwei Überstunden täglich sind keine Seltenheit. Im Arbeitsalltag selbst müssen die Patienten versorgt werden. Da ist es nachrangig, welcher Arzt noch welche Weiterbildungsinhalte absolvieren muss. Abends länger zu bleiben, um zu sonografieren, fällt wohl jedem nach einem 10- Stunden-Arbeitstag schwer. Es gibt Kollegen, die daher während ihres Urlaubs oder am Wochenende in die Klinik gekommen sind, um zu schallen. Ich habe es letztendlich so gelöst, dass ich außerhalb meiner Dienstzeit sonografiert habe. Insgesamt erfordert es Eigeninitiative. Ich vermute, dass dies an anderen Kliniken ähnlich ist.
Mein Tipp an alle Kollegen am Anfang ihrer Weiterbildungszeit: möglichst früh mit Sonografien beginnen.
In Gießen gibt es außerdem die Sondersituation, dass wir vier einzelne Kinderkliniken (Allgemeinpädiatrie, Neuropädiatrie, Kinderkardiologie und Kinderhämatologie/-onkologie) mit jeweils eigenem Chef, aber gemeinsamer Weiterbildungsermächtigung haben. Das bedeutet, dass man die Arbeitszeugnisse und Bescheinigungen jeweils von vier verschiedenen Stellen einholen muss. Das erforderte etwas Zeit und Geduld. Soll die Prüfung unmittelbar nach abgeschlossener Weiterbildungszeit abgelegt werden, muss man früh anfangen, die entsprechenden Unterlagen zusammenzutragen.
Wie haben Sie die Betreuung und den Kontakt zur Landesärztekammer erlebt? Was war gut und was könnte aus Ihrer Sicht verbessert werden?
Holzwarth: Das war recht unproblematisch und gut organisiert. Ich hatte eine nette Ansprechpartnerin, die auch telefonisch gut zu erreichen war. Sie wusste zu allen Fragen Bescheid und hat mir auch direkt die Liste mit Prüfungsterminen geschickt. So konnte ich mehr oder weniger aussuchen, wann ich die Prüfung ablegen möchte. Die Anmeldung selbst erfolgte in der Bezirksärztekammer in Gießen. Die benötigten Unterlagen können dort abgegeben und auch direkt beglaubigt werden, was Zeit und Geld spart.
Wie haben Sie die Prüfungssituation als solche wahrgenommen bezüglich Ablauf, Dauer und Inhalte?
Holzwarth: Natürlich war ich aufgeregt, obwohl ich mich gut vorbereitet fühlte. Nach Ankunft in der Landesärztekammer ging alles Schlag auf Schlag: Ausweiskontrolle, Begleitung zum Warteraum, Abholen durch den Prüfungsvorsitzenden, kurze Vorstellung der beiden Prüfer und schon ging es los. Die Prüfer waren sehr freundlich und haben versucht, die Prüfungssituation für den Prüfling so angenehm wie möglich zu gestalten. Pro Prüfer gab es zwei Fragerunden, so dass letztendlich vier Themen abefragt wurden. Die Prüfung selbst war auch eher ein Gespräch als reine Frage und Antwort. Von den Prüfern habe ich von Anfang an relativ viel positive Rückmeldung bekommen und Hilfestellungen, wenn ich in die falsche Richtung gegangen war oder nicht mehr weiterwusste. Alles in Allem relativ angenehm für eine Prüfungssituation.
Ich wurde kurz rausgeschickt und nach wenigen Minuten vom Prüfungsvorsitzenden wieder reingebeten. Dort habe ich dann mein Zeugnis bekommen und nach insgesamt 30 Minuten war alles geschafft.
Was raten Sie jungen Kolleginnen und Kollegen, die die Prüfung noch vor sich haben?
Holzwarth: Prüfungsprotokolle sind sehr hilfreich. So weiß man ungefähr, worauf die Prüfer Wert legen und man erhält einen Eindruck über den Ablauf. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, gemeinsam mit Kollegen zu lernen und sich gegenseitig Fragen zu stellen. Also im Team lernen und vor allem Sprechen üben. Das hat mir viel Aufregung genommen.
Sie sind während Ihrer Weiterbildungszeit Mutter geworden. Würden Sie dies anderen Ärztinnen und Ärzten, die über Familienplanung nachdenken, ebenfalls raten?
Holzwarth: Das ist eine recht individuell zu beantwortende Frage. Für mich war es gut, dass ich die Weiterbildung fast fertig hatte. Eine Weiterbildung in Teilzeit birgt immer zumindest organisatorische Herausforderungen, insbesondere bei dem oben geschilderten Gießener Weiterbildungs-/ Rotationsmodell. In anderen Kliniken oder Abteilungen, wo man seine Weiterbildungszeit bei nur einem Chef ableistet, ist es in der Hinsicht eventuell einfacher.
Wie geht es jetzt nach der Elternzeit für Sie weiter?
Holzwarth: Ich mache nun die Schwerpunktweiterbildung Neuropädiatrie und habe eine 70 %-Teilzeitstelle. Mein Chef war sehr entgegenkommend und hat mir einen guten Wiedereinstieg ermöglicht. Da ich z.B. lieber in der Fünf-Tage-Woche je 6 Stunden arbeiten wollte, bin ich erstmal in der Ambulanz eingeteilt. Dort sind die Zeiten meist leichter einzuhalten als auf Station. Die ersten Wochen hat auch schon alles gut geklappt und die Arbeit macht mir nach der langen Pause wieder richtig viel Freude.
Interview: Maren Grikscheit