Arthur Dünzinger (bald 13), Gymnasiast der siebten Klasse, bekam im Rahmen des Geschichtsunterrichts die Aufgabe, ein Interview zum Thema Covid-19-Pandemie als zeitgenössisches Dokument zu erstellen. Die Fragen beantwortete Michael Andor, Allgemeinarzt aus Groß-Gerau und Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen.
Finden Sie die Maßnahmen der Regierung angemessen?
Michael Andor: Nein. Man müsste die Mittel, die man hat, für den Schutz derjenigen Kranken einsetzen, die in erster Linie gefährdet sind. Die Krankheit ist offenbar nicht so bedrohlich wie anfangs angenommen bzw. befürchtet. Der Bauer muss säen und ernten können, das Leben geht
weiter. Jetzt ist Zeit für Korrektur.
Was hätten Sie gemacht, wenn Sie die Maßnahmen entscheiden müssten?
Andor: Siehe oben. Altenheime und dort arbeitendes Personal konsequent abgeschirmt, von Anfang an mit Masken und Schutzkleidung ausreichend ausgestattet und insbesondere das Personal und die Besucher getestet.
Finden Sie, dass Kinder in der aktuellen Situation gerecht behandelt werden?
Andor: Nein. Die Altenheime muss man schützen und nicht die Schulen schließen. Statt die Ressourcen sinnvoll einzusetzen, werden diese verschwendet und die Kinder und Enkelkinder müssen für die Irrtümer bezahlen. Es kann nicht angehen, dass diejenigen, die über all diese Dinge entscheiden, selbst keine Kinder haben.
Sollten die Schulen und Kindergärten Ihrer Meinung nach wieder aufmachen?
Andor: Ja.
Was ist Ihre Meinung zum Homeschooling?
Andor: Teuer, ineffektiv und sozial schädlich. Ich lehne Experimente zu Lasten und auf Kosten der Kinder ab.
Haben Sie Angst vor dem Virus?
Andor: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Ich achte, wie immer, auf Hygiene, um gesund zu bleiben.
Ist das Virus Ihrer Meinung nach gefährlich?
Andor: Es ist offenbar etwas schlimmer als die Grippe oder Influenza, aber nicht so bedrohlich wie Pest oder Ebola.
Finden Sie die Grippe oder das Coronavirus schlimmer?
Andor: Das Coronavirus ist wahrscheinlich etwas schlimmer, sicher bewertbare Zahlen liegen leider noch nicht vor.
Halten Sie die Maskenpflicht und den Sicherheitsabstand für sinnvoll?
Andor: Bei Umgang mit besonders gefährdeten, alten und kranken Menschen ja, insbesondere bei kasernenähnlicher Unterbringung.
Halten Sie es für sinnvoll, Risikogruppen zum Friseur oder Einkaufen gehen zu lassen?
Andor: Ob Menschen, die einer Risikogruppe angehören, zum Friseur gehen oder einkaufen wollen, das müssen sie selber entscheiden und verantworten dürfen.
Interview: Arthur Dünzinger, Mainz
Michael Andor beantwortete die Fragen von Arthur Dünzinger, der im Juli 13 Jahre alt wird.
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