Vorstoß der AOK ist unethisch und medizinisch gefährlich
Landesärztekammer fordert: Keine Arzthaftung für angeblich zu hohe Arzneimittelausgaben
"Es kann und darf nicht sein, dass hessische Ärzte kollektiv für angeblich zu hohe Arzneimittelausgaben haften sollen": Mit Empörung hat das Präsidium der Landesärztekammer heute auf den Antrag der AOK beim hessischen Landesschiedsamt für die vertragsärztliche Versorgung reagiert, wonach Ärzte die ab Überschreitung der Ausgabenobergrenze verordneten Medikamente von ihrem eigenen Honorar bezahlen müssten. Gefordert wird eine Summe in Höhe von über 87 Mio. Euro. "Wir unterstützen die scharfe Kritik der Kassenärztlichen Vereinigung an diesem Antrag und weisen ihn ebenfalls aufs Schärfste zurück", erklärte Ärztekammerpräsidentin Dr. med. Ursula Stüwe.
Der gegen die Würde der Arzt-Patienten-Beziehung gerichtete Vorstoß der AOK sei nicht nur unethisch, sondern auch medizinisch gefährlich. "Aufgrund der demografischen Entwicklung nehmen heute viele Krankheiten dramatisch zu, dazu zählen beispielsweise die Demenz-Erkrankungen", sagte Stüwe. "Arzneimittel zur wirksamen Behandlung sind teuer. Wenn eine gesetzliche Krankenkasse wie die AOK nicht mehr bereit ist, solche Medikamente zu zahlen und die Kosten den privaten Geldbeuteln der Ärzte aufdrücken will, können wir unsere Demenzkranken in Hessen bald nicht mehr angemessen versorgen", beklagte die Kammerpräsidentin. Gleiches gelte für zahlreiche andere Krankheitsbilder und ihre Behandlung. "Die heimliche Rationierung im Gesundheitswesen nimmt langsam unheimliche Züge an!"