Präventionstag: Bewegung und gesunde, fettarme Ernährung sind die Zauberwörter
Fragebogenaktion: Leichtes bis mittelschweres Diabetesrisiko bei rund 73 Prozent der Befragten
Vorbeugen ist einfacher, als viele glauben. "Schon 10.000 Schritte am Tag senken das Diabetes-Risiko um 30 Prozent", erklärte der hessische Sozialminister Stefan Grüttner bei der Eröffnung des Diabetes-Präventionstages, zu dem die Landesärztekammer Hessen am 28. April 2012 in das Offenbacher Rathaus eingeladen hatte. Die öffentliche Veranstaltung, die trotz hochsommerlicher Temperaturen von mindestens 400 Offenbacher Bürgerinnen und Bürgern besucht wurde, war Höhepunkt des Diabetes-Präventionsprojektes "Fit und gesund älter werden" der Landesärztekammer in der städtischen Modellregion Offenbach. Schirmerherrin des hessenweiten Projektes ist das Hessische Sozialministerium; für die Modellregion Offenbach haben die Stadt Offenbach die Schirmherrschaft und die ehemalige Olympiasiegerin im Fechten, Cornelia Hanisch, die Patenschaft übernommen.
Wie wichtig es ist, Menschen über das Risiko einer Diabetes-Erkrankung und ihre Folgen zu informieren, machte Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, Präsident der Landesärztekammer, deutlich: "In Hessen leiden mehr als eine halbe Million Menschen an Diabetes. Die tatsächliche Zahl der Erkrankten dürfte allerdings viel höher liegen, da Typ-2-Diabetes sich auf leisen Sohlen anschleicht." Ursachen für den Diabetes Typ 2 sind in der Regel Übergewicht und mangelnde Bewegung. "Es gibt Schätzungen, die davon ausgehen, dass im Jahr 2010 der Anteil der Diabetiker (erkannter und unerkannter) an der Gesamtbevölkerung bis zu 40 Prozent betragen könnte", warnte Michael Beseler, Stadtkämmerer der Stadt Offenbach. Nicht nur Ältere sind betroffen, sondern immer häufiger schon Kinder und Jugendliche: "Wir steuern auf eine Generation zu, die ihre Eltern nicht mehr überleben wird", ergänzte Dr. med. Christian Klepzig, niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin und Diabetologie in Offenbach mit drastischen Worten.
Dass viele Menschen gefährdet sind, ohne sich dessen bewusst zu sein, zeigte auch die Fragebogenaktion zur Risikoermittlung, die im Rahmen des Projektes in 13 Offenbacher Arztpraxen und in dem Klinikum Offenbach durchgeführt wurde: 498 Offenbacher Bürgerinnen (61 Prozent) und Bürger (39 Prozent) nahmen an der anonym ausgewerteten Befragung teil, Immerhin 366 von ihnen – und damit rund 73 Prozent – hatten ein leichtes bis erhebliches Risiko, in den nächsten zehn Jahren einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. "Die gute Nachricht ist. Man kann etwas tun, um die Krankheit zu vermeiden: Die Zauberwörter heißen Bewegung und gesunde, fettarme Ernährung", sagte von Knoblauch zu Hatzbach. Cornelia Hanisch und Peter Dinkel, Vorsitzender des Sportkreises Offenbach, bekräftigten, dass Bewegung auch das körperliche und seelische Wohlgefühl steigere. Dr. Ulrike Kreinhoff, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Sektion Hessen, berichtete, dass sich im Zuge des Projektes bereits zahlreiche Offenbacherinnen und Offenbacher wegen Ernährungsberatung an die DGE gewandt hätten: "Der Beratungsbedarf ist hoch."
Motivieren, Umpulse zur Umstellung der Lebensgewohnheiten geben und die ärztliche Kompetenz in der Prävention deutlich machen: Das sind die Anliegen des Diabetes-Präventionsprojektes "Fit und gesund älter werden", mit dem die Landesärztekammer gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern (in Offenbach: 13 niedergelassene Hausarztpraxen, Klinikum Offenbach, Ketteler Krankenhaus Offenbach, Gesundheitsamt und Sportamt Offenbach, Landessportbund Hessen, Sportkreis Offenbach, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Sektion Hessen, Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung (HAGE), Diabetikerbund, Landesverband Hessen und Mediengruppe Offenbach-Post) unter der Schirmherrschaft des Hessischen Sozialministeriums und der Stadt Offenbach einen Beitrag zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes leisten möchte.
Wie die Vorbeugung aussehen kann, führte der Präventionstag mit einem abwechslungsreichen Programm aus Experten-Vorträgen (Offenbach: Dr. med. Christian Klepzig, Dr. med. Gerd Nitzsche, Dr. med. Dieter Klein, PD Dr. med. Stephan Sahm, Prof. Dr. med. Arend Billing, Frankfurt: Dr. med. Chr.-Dominik Möller, Prof. Dr. Dr. med. Winfried Banzer), Podiumsdiskussion unter der Leitung von Peter-Schulte Holtey (Offenbach Post), einem Markt der Möglichkeiten und Unterhaltung vor. Wer wollte, konnte sich an verschiedenen Ständen über Ernährung, die Zubereitung gesunder Brotaufstriche und über Angebote der Sportvereine in Offenbach informieren oder den Blutdruck bzw. den Blutzuckergehalt messen lassen. In der "Zuckerstubb" boten niedergelassene Ärzte, Ärzte des Klinikums Offenbach sowie Ernährungsberater und am "Hausärzte-Stand" niedergelassene Allgemeinärzte aus Offenbach Information und Beratung an. Auch das Ketteler-Krankenhaus, der Diabetikerbund. Landesverband Hessen (auf der Pressekonferenz vertreten durch seinen stv. Vorsitzenden Heinz Ball), die Offenbacher Apotheken zum Löwen, Buchrain und Schwanen sowie mehrere Pharmafirmen, die den Präventionstag unterstützt haben, waren mit Informationsständen vertreten. Am Nachmittag konnten die Besucher an Bewegungs-Workhops von sieben Offenbacher Sportvereinen - von "Drums alive" über Gymnastik, Judo, Sturzprophylaxe und Walking bis hin zu "Zumba" - teilnehmen. Musikalisches Highlight der Veranstaltung waren die Auftritte der Frauen-Senioren-Rockband "Weiberg'sang" und der Senioren-Rockband "Too young to be old", beide aus Offenbach. Für zündende kabarettistische und musikalische Einlagen sorgte das Giessener Mediziner-Kabarett "elephant toilet". Den Gewinnern des Gewinnspiels winkten ein Fahrrad, ein Kochkurs bei der Volkshochschule Offenbach, ein „Candlelight Dinner für zwei" und zwei Sport-Schnupperkurse als Preise. Evaluiert wird die Veranstaltung von der HAGE.
Das Modellprojekt in Offenbach soll nicht mit dem Präventionstag enden. "Das Engagement aller Beteiligten in Offenbach hat uns begeistert und wir würden uns wünschen, auch die Krankenkassen für die Unterstützung des Präventionsprojektes gewinnen zu können", betonte von Knoblauch zu Hatzbach. Die Landesärztekammer wolle das Projekt künftig auch Firmen und Verwaltungen anbieten. In Zusammenarbeit mit Kliniken und niedergelassenen Ärzten seien außerdem Angebote für fremdsprachige Mitbürger sowie Projekte für Kinder und Jugendliche vorstellbar.
Auch Franziska Mecke-Bilz, Geschäftsführerin des Klinikums Offenbach, unterstrich die Nachhaltigkeit des Projektes. So werde die Fragebogenaktion für die Mitarbeiter des Krankenhauses im Herbst am Weltdiabetestag wiederholt. Als Besonderheit sei geplant, aus dem Krankenhaus herauszugehen, direkt in Offenbacher Betriebe und Behörden, um den Diabetes mehr ins Bewusstsein zu rücken. PD Dr. med. Stephan Sahm, Chefarzt am Ketteler Krankenhaus, hob die erfolgreiche Vernetzung von ambulanter und stationärer Versorgung in Offenbach hervor. Zur Förderung von Bewegung im höheren Lebensalter will die Stadt Offenbach ehrenamtlich begleitete Gehgruppen anbieten.
Das Diabetes-Präventionsprojekt der Landesärztekammer Hessen wird auch hessenweit fortgesetzt: Vor wenigen Tagen, am 25. April, startete „Fit und gesund älter werden" im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. "Ich bin überzeugt, dass wir damit gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung der betroffenen Menschen in Hessen leisten werden," erklärte Staatsminister Stefan Grüttner in Offenbach.
Wir danken den teilnehmenden Pharmafirmen für Ihre Unterstützung des Präventionstages, dem Offenbacher Getränke-Großhandel Kampfmann für die kostenlose Bereitstellung von Getränken, sowie der Volkshochschule Offenbach, dem Rhein-Main-Cateringservice und den Sportvereinen DJK S.V. Sparta Bürgel 1921 e.V. und TSG Bürgel 1847 e.V. für die Gutscheine für das Gewinnspiel.