Paracelsus-Medaille für hessischen Arzt auf Deutschem Ärztetag
Paracelsus-Medaille für hessischen Arzt auf Deutschem Ärztetag
Magdeburg. Auf der Eröffnungsveranstaltung des 109. Deutschen Ärztetages in Magdeburg ist heute der Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde, Internist und Gastroenterologe Prof. Dr. med. Dr. med. h.c. Erwin Kuntz aus Wetzlar für seine herausragenden Verdienste um die deutsche Ärzteschaft mit der Paracelsus-Medaille geehrt worden. Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe würdigte ihn als Arzt, Wissenschaftler, akademischen Lehrer und als „unermüdlichen Aktivisten und Pionier der ärztlichen Fortbildung", der auf ein über vierzigjähriges Berufsleben zurückblicken könne.
Kuntz nutzte seine Dankesrede für einen leidenschaftlichen Appell an die ärztliche Solidarität. Er erinnerte an das eigentliche Wesen des Arztberufes und das damit verbundene „unbedingte Primat des Patienten". Tatsächlich jedoch hätten sich die Arbeitsbedingungen in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert und die überbordende Bürokratie schneide Ärztinnen und Ärzten die Luft ab. „Die Schmerzgrenze der Ärzte ist längst überschritten", erklärte Kuntz in Magdeburg. Gleichzeitig aber habe es auch noch nie eine so große ärztliche Solidarität wie heute gegeben. „Es liegt an den Ärzten, den Nachweis ihrer Stärke zu bringen", sagte der Paracelsus-Preisträger: „Zum Wohl der Patienten und für die Freude am Beruf."
Lebenslauf:
Kuntz wurde am 21. Oktober 1922 in Kröffelbach (Kreis Wetzlar) geboren. Nach fünfjährigem Kriegseinsatz nahm er im Oktober 1945 sein Medizinstudium in Marburg auf, legte 1951 sein medizinisches Staatsexamen ab und promovierte im selben Jahr zum Dr. med. Im Oktober 1951 nahm Kuntz an der Medizinischen Universitätsklinik in Gießen seine ärztliche Weiterbildung auf dem Gebiet der Lungen- und Bronchialheilkunde auf; die Facharztanerkennung erhielt er im August 1958. Wenige Jahre später, am 25. Januar 1962, erwarb Kuntz darüber hinaus die Facharztanerkennung auf dem Gesamtgebiet der Inneren Medizin. Sein klinischer Schwerpunkt lag auf den damals verfügbaren bioptischen und endoskopischen Techniken dieser beiden Fachbereiche. Er baute die Endoskopie-Abeilung der Klinik auf. Im Laufe dieser Tätigkeit wechselte er in sein späteres Forschungs- und Lehrgebiet, die Gastroenterologie und insbesondere die Hepatologie. 1964 wurde er an der Medizinischen Fakultät der Universität Gießen mit dem Thema „Die klinische Aktivitätsbeurteilung der Lungentuberkulose" habilitiert. Für seine Habilitationsschrift erhielt er der renommierten „Franz-Redeker-Preise" durch das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Lungentuberkulose.
1968 wurde Kuntz Chefarzt am Diokonie-Krankenhaus in Schwäbisch Hall und übernahm dort sowohl die Medizinische Klinik mit seinerzeit über 170 Betten als auch die Leitung der Krankenpflegestelle und der Balneologischen Abteilung. Im selben Jahr war er außerdem als medizinischer Berater in das Planungs-Gremium des Klinik-Neubaus in Wetzlar berufen worden. Kuntz wurde zum Chefarzt der Medizinischen Klinik II (Gastroenterologie, Innere Medizin) gewählt und war in dieser Position, sowie auch als Ärztlicher Direktor, zwanzig Jahre lang bis 1988 tätig.
Seit 1954 gilt Kuntz als Pionier und Aktivist der ärztlichen Fortbildung. Schon 1957 wurde er als Referent in die Fortbildungskongresse der Bundesärztekammer in Grado, danach in Meran, Davos, Montecatini und Bad Gastein berufen. Er war Seminar- und Kursleiter des Berufsverbandes Deutscher Internisten und führte von 1960 bis 1988 darüber hinaus mehr als 1350 Fortbildungs-Vorträge in Deutschland und 230 ärztliche Fortbildungen im Ausland durch. Diese Engagement wurde durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen und Lehrbücher ergänzt. Für seine über 25-jährige Tätigkeit als Gastdozent an der Medizinischen Universitätsklinik Debrecen in Ungarn erhielt Kuntz 1986 die „Ehrenmedaille pro universitate" und 1989 die Ehrendoktorwürde der Universität Debrecen. Er ist u.a. Ehrenmitglied der Ungarischen Gesellschaft für Gastroenterologie.
Als langjähriges Vorstandsmitglied der Deutschen Akademie für Medizinische Fortbildung und Umweltmedizin stiftete er für seine Heimatregion den Preis für Naturschutz und Landschaftspflege im Lahn-Dill-Kreis". 1987 gründete Kuntz das „Medizinisch-Christliche Hilfswerk e.V.", das er bis heute als 1. Vorsitzender leitet. Seit 1983 ist er Mitglied des Akademischen Rates der Humboldt-Gesellschaft; 1996 begründete es die Deutsch-Indonesische Gesellschaft für Medizin mit und ist seitdem Vorstandmitglied und Präsident. Kuntz ist Ehrenmitglied von 8 nationalen und internationalen Fachgesellschaften und Ehrenpräsident von 3 Gesellschaften. 1974 erhielt er von der Bundesärztekammer die „Ernst-von Bergmann-Plakette". 1983 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet, 1984 erhielt Kuntz den „Ehrenteller der Stadt Wetzlar". Weiterhin erhielt er die „Ehrenplakette der Landesärztekammer in Silber" (1987), die „Peter-Jeschke-Medaille" (1988) und die „Ehrenmedaille" der Deutschen Akademie für Medizinische Fortbildung. 1999 wurde sein Lebenswerk mit dem „Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland" und 2004 mit der Verleihung des „Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Italien (Commendatore)" gewürdigt.