Landesärztekammer fordert Verfütterungsverbot von Antibiotika
Schweinereien auf dem Teller: Die Landesärztekammer Hessen fordert Verfütterungsverbot von Antibiotika in der Tiermast
Noch ist Deutschland mitten in der BSE-Krise, und schon schlägt mit dem bayerischen Schweinemastskandal die nächste Hiobsbotschaft Wellen. "Auch in Hessen haben wir keine heile Welt", warnt der Präsident der Landesärztekammer Hessen, Dr. Alfred Möhrle. Das Schweineschnitzel im Einkaufskorb oder das Auftauwasser vom gefrorenen Hähnchenschenkel können multiresistente Keime enthalten.
Seit Jahren weist die Ärztekammer auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Resistenz von Krankheitserregern gegenüber lebensrettenden Medikamenten und der Verfütterung von Antibiotika an Schweine, Kälber und Geflügel hin. Auch gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass durch das „gedopte" Fleisch beim Verbraucher Allergien auftreten können.
Antibiotika und Hormone werden als Leistungsförderer mit dem Futter verabreicht. Jungtiere sollen so schneller an Gewicht zunehmen. In kurzer Zeit werden ihre Darmbakterien gegenüber den Mastantibiotika und verwandten Substanzen resistent; multiresistente Keime gelangen in das Fleisch und über die Ausscheidungen in Boden und Grundwasser.
Noch sind drei antibiotische Substanzen erlaubt, und die Aufsicht von Vertrieb und Anwendung lässt zu wünschen übrig. "Bei 34.000 Tierhaltern in Hessen kann nicht flächendeckend kontrolliert werden, was in den Futtertrog gelangt," erklärt Möhrle. Die Rückstandsuntersuchungen von Fleisch in Schlachthöfen erfolge ebenfalls nur stichprobenartig. Dass Antibiotika in der Schweinemast erst 2005 EU-weit endgültig untersagt werden sollen, bezeichnet der Kammerpräsident als Skandal.
Angesichts der möglichen Gefahren für den Menschen fordert die Ärztekammer ein Verbot von Antibiotika in der Schweinemast : "Zum Schutz des Verbrauchers müssen außerdem die finanziellen Mittel für verstärkte Kontrollen bereit gestellt werden."