Körperwelten: Leichen sollen die Kassen klingeln lassen
Leichen sollen die Kassen klingeln lassen
- Alles nur perverse Profitmache?
- Profitdenken darf nicht über den Schutz der Menschenwürde gestellt werden
- Ausstellung für Kinder unter 14 Jahren ungeeignet
Mit Skepsis hat die Landesärztekammer Hessen auf die Entscheidung reagiert, die umstrittene Ausstellung „Körperwelten" ohne Auflagen in Frankfurt zu zeigen.
„Was uns besonders befremdet, ist der gigantische Marketing-Aufwand, mit dem die Veranstalter seitdem für die Leichenschau werben," erklärte Kammerpräsident Dr. med. Alfred Möhrle heute in Frankfurt. Hochglanzbroschüren, Mailing-Aktionen, persönliche Anschreiben und Freikarten: alles werde unternommen, um Ströme von Besuchern in die Naxos-Halle zu lotsen. „Vor dem offenkundigen Ziel der Marketing-Strategen, die Kassen der Veranstalter klingeln zu lassen, scheint der Schutz der Menschenwürde völlig zu verblassen."
Natürlich sei gerade auch aus ärztlicher Sicht eine Aufklärung der Öffentlichkeit über Anatomie und Funktionen des menschlichen Körpers wichtig, sagte Möhrle. Allerdings böten heute Bücher, Medien und originalgetreue Nachbildungen für jedermann Informationen in Hülle und Fülle. „Ob daher die Zurschaustellung von Präparaten menschlicher Leichen notwendig ist, darf bezweifelt werden, zumal sie bei vielen Menschen Gefühle verletzt." Die professionelle Vermarktung der Ausstellung nähre darüber hinaus den Verdacht, daß es den Veranstaltern weniger um Aufklärung, als vielmehr um Gewinnmaximierung gehe.
Ausdrücklich warnte Möhrle davor, die Leichenschau „Körperwelten" für Kinder unter 14 Jahren zugänglich zu machen. Die Exponate seien für diese Altersgruppe abstoßend und verstörend. Auch lasse sich nur schwer vorhersagen, wie Kinder eine solche unmittelbare Konfrontation mit dem Tod nachhaltig verarbeiteten. Fragen über Leben und Tod könne die Ausstellung ohnehin nicht beantworten. „Wir Ärzte in Hessen appellieren deshalb an die Verantwortlichen, „Körperwelten" zumindest nicht für Kinder unter 14 Jahren zugänglich zu machen."