"Jede Medizinstudentin und jeder Medizinstudent in Hessen wird gebraucht"
Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen fordert Landesregierung auf, die überholte Kapazitätsverordnung für Humanmedizin zu überarbeiten
Bad Nauheim. Die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer hat am 21. März 2015 ein klares Signal zur Stärkung der Rechte von Medizinstudierenden in Hessen gesetzt: Mit überwältigender Mehrheit forderten die Ärztevertreter in zwei Resolutionen die Übernahme von Studenten, die erfolgreich den ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung - das Physikum - in Hessen bestanden, aber keinen Platz im klinischen Teil des Studiums an Hessischen Hochschulen erhalten haben.
Hintergrund: Elf Medizinstudenten, die nach dem Wintersemester 2014/2015 an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt erfolgreich ihr Physikum bestanden hatten, wurden direkt anschließend exmatrikuliert. Sie hatten sich eingeklagt und nur für die Vorklinik eine Studienzulassung erhalten. In anderen Bundesländern, wie z. B. Rheinland-Pfalz, ist das kein Grund für eine Exmatrikulation. Im Gegenteil - Studenten in dieser Situation werden automatisch in die klinischen Semester übernommen.
In einer Zeit zunehmenden Ärztemangels sei es nicht einzusehen, dass Medizinstudenten, die erfolgreich die erste entscheidende Hürde ihres Studiums genommen hätten, auf die Straße gesetzt würden, erklärten die Delegierten. "Jede Medizinstudentin und jeder Medizinstudent in Hessen wird gebraucht." Scharf kritisierten sie, dass die Hessische Landesregierung auf der einen Seite in Pressemitteilungen kundgebe, alle Anstrengungen gegen einen Ärztemangel zu unterstützen, sich dann aber andererseits im eigenen Einflussbereich über die Hochschulen hinter bürokratischen Argumenten verstecke.
Die Delegiertenversammlung forderte die Hessische Landesregierung auf, die längst überholte Kapazitätsverordnung für Humanmedizin zu überarbeiten und diese grundsätzlich besser an die Studienkapazitäten (Vorklinischer und Klinischer Teil) anzupassen.