Diabetes-Präventionstag in Kassel: Gesunde, fettarme Ernährung und Bewegung sind der Schlüssel zur Gesundheit
Fragebogenaktion: Mittleres bis erhöhtes Diabetesrisiko bei rund 51 Prozent der Befragten
"Es ist nie zu früh und nie zu spät etwas an seinem Verhalten zu ändern", machte Dr. med. Roland Kaiser, Ärztlicher Geschäftsführer der Landesärztekammer Hessen, bei der Eröffnung des Diabetes-Präventionstages deutlich, zu dem die Landesärztekammer Hessen am 25. Mai 2013 in das Haus der Kirche in Kassel eingeladen hatte.
Die öffentliche Veranstaltung war Höhepunkt des Diabetes-Präventionsprojektes "Fit und gesund älter werden" der Landesärztekammer in Kassel. Schirmherr des hessenweiten Projektes ist der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner, für Kassel hat Stadträtin Anne Janz die Schirmherrschaft übernommen.
"In Hessen leiden mehr als eine halbe Million Menschen an Diabetes. Die tatsächliche Zahl der Erkrankten dürfte allerdings viel höher liegen, da Typ-2-Diabetes sich auf leisen Sohlen anschleicht", erläuterte Kaiser. Ursachen für den Diabetes Typ 2 sind in der Regel Übergewicht und mangelnde Bewegung. Alarmierende Zahlen nannte auch Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Hessisches Sozialministerium: "Im Jahr 2009 waren insgesamt 328.340 Frauen, 284.820 Männer und 4.720 Kinder in Hessen an Diabetes erkrankt. Unter den über 70-jährigen Hessen leidet heute ungefähr jeder fünfte Hesse an Diabetes. Bei den 75- bis 80-jährigen steigt der Anteil auf 25 Prozent. Diabetes Typ 2 ist somit eine der verbreitetsten und in ihren Konsequenzen teuersten chronischen Erkrankungen in Hessen. So gehört die Vermeidung oder zumindest die Verzögerung der Typ-2-Diabetes-Erkrankung zu einer der wichtigten Aufgaben aller Akteure im Gesundheitswesen."
Dass viele Menschen gefährdet sind, ohne sich dessen bewusst zu sein, zeigte auch die Fragebogenaktion zur Risikoermittlung, die im Rahmen des Projektes in mehreren Hausarztpraxen in Kassel durchgeführt und anonymisiert ausgewertet wurde: Von den Bürgerinnen und Bürgern, die bis zum Zeitpunkt des Präventionstags teilgenommen hatten (110 Personen) weisen rund 51 Prozent ein mittleres bis erhebliches Risiko auf, in den nächsten zehn Jahren einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Auch Dr. med. Ingo C. Niemetz, Ärztlicher Ansprechpartner des Projektes in Kassel, sprach in diesem Zusammenhang von "einem Tsunami einer Erkrankung". Dabei ist es so leicht, etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Allein in Kassel gibt es mehr als 600 Bewegungsangebote für jegliche Altersgruppen in den Sportvereinen, wie Diana Bruch vom Landessportbund mitteilte.
Dr. Ulrike Kreinhoff, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, betonte ebenfalls, dass das Übergewicht den bedeutsamsten Risikofaktor darstelle. Einen Beitrag zur Senkung des Diabetesrisikos könne neben der Bewegung ein "hoher Verzehr von Ballaststoffen und Vollkornprodukten" leisten.
Motivieren, Impulse zur Umstellung der Lebensgewohnheiten geben und die ärztliche Kompetenz in der Prävention deutlich machen: Das sind die Anliegen des Diabetes-Präventionsprojektes "Fit und gesund älter werden", mit dem die Landesärztekammer gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern (in Kassel: niedergelassene Hausärzte, Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel, Knappschaft, Knappschaftsklinik Bad Driburg, HAGE (Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung), Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Sektion Hessen, Landessportbund Hessen, Gesundheitsamt und Sportamt Kassel, Diabetes Selbsthilfe Nordhessen e.V., Deutscher Diabetikerbund – Bezirksverband Kassel/Werra Meißner und die Ärztegenossenschaft DOXS) einen Beitrag zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes leisten möchte. "Als Knappschaft unterstützen wir dieses Projekt der Landesärztekammer Hessen, um den Fokus verstärkt auf die Primärprävention mit einer gesunden Ernährung und einer sportlichen Betätigung zu legen. Daher sehen wir als Kooperationspartner im Projekt "Fit und gesund älter werden" einen weiteren wichtigen Schritt zur Etablierung einer dauerhaften Präventionskultur in Hessen zur Verminderung von Diabetes-Neuerkrankungen", erklärte Birgit Büttner auf der Pressekonferenz die Motivation der Knappschaft, sich als Kooperationspartner an dem Projekt zu beteiligen.
Wie die Vorbeugung aussehen kann, führte der Präventionstag mit einem abwechslungsreichen Programm aus Experten-Vorträgen (Dr. med. Ingo C. Niemetz "Diabetes mellitus – Behandlung nicht nur mit Medikamenten", Dr. Ulrike Kreinhoff "Anders essen für einen gesunden Lebensstil", Dr. med. Regine Wellhöner "Dem Diabetes auf der Spur – früh erkennen, richtig behandeln", Dr. Andrea Fröhlich "Bewegung im Alltag – Gesundheit fürs Leben"), Podiumsdiskussion, einem Markt der Möglichkeiten und Unterhaltung vor. Wer wollte, konnte sich an verschiedenen Ständen über Ernährung, die Zubereitung gesunder Brotaufstriche und über Angebote von Sportvereinen informieren oder den Blutdruck bzw. den Blutzuckergehalt messen lassen. In der "Ärzte-Sprechstunde" boten niedergelassene Allgemeinärzte Information und Beratung an. Auch die Knappschaft und Knappschaftsklinik Bad Driburg, der Diabetikerbund – Bezirksverband Kassel/Werra Meißner, die Diabetes Selbsthilfe Nordhessen e.V., die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die HAGE, Sektion Hessen, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Hessen e.V., MOVELO, das Fitness-Studio fit + fun, die Laufschule Kassel sowie die Pharmafirmen NovoNordisk, Braun und Roche waren mit Informationsständen vertreten.
Besonderes Highlight der Veranstaltung war der Besuch von Spielern der Kassel Huskies und des KSV Hessen Kassel, die zur Autogrammstunde luden. Für zündende kabarettistische und musikalische Einlagen sorgte das Gießener Mediziner-Kabarett "elephant toilet". Die Tanzgruppe "Step-by-Step" des TSG Wilhelmshöhe 1883 e.V. ebenso wie Alice Metz vom KSV Baunatal e.V. führten in einer tänzerischen Darbietung und einer aktiven Pause vor, dass Bewegung nicht nur fit und locker, sondern auch Spaß macht.
Den Gewinnern des Gewinnspiels winkten ein Fahrrad, ein evon der Knappschaft zur Verfügung gestellte Pulsuhr und ein handsigniertes Hörbuch des Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen. Evaluiert wird die Veranstaltung von der HAGE.
Das Projekt in Kassel soll nicht mit dem Präventionstag enden. "Das Engagement aller Beteiligten hat uns begeistert", betonte Kaiser. Die Landesärztekammer wolle das Projekt künftig auch Firmen und Verwaltungen anbieten. In Zusammenarbeit mit Kliniken und niedergelassenen Ärzten seien außerdem Angebote für fremdsprachige Mitbürger sowie Projekte für Kinder und Jugendliche vorstellbar. Dass dies gelingen wird, davon zeigte sich auch Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Hessisches Sozialministerium, auf der Pressekonferenz überzeugt: "Es ist der Landesärztekammer Hessen gelungen, im Rahmen des Projektes alle für die Diabetesprävention relevanten Partner zu gewinnen, um dadurch einen integralen Präventionsansatz zu ermöglichen. Solche Präventionsansätze, die die Landesregierung aktiv unterstützt, bewirken Kosteneinsparungen, aber vor allem auch eine längere Lebenszeit verbunden mit einer höheren Lebensqualität der Betroffenen, eine Erwartung die das Projekt "Fit und gesund älter werden" sicher gleichermaßen erfüllen wird".