Diabetes-Präventionsprojekt "Fit und gesund älter werden" in Frankfurt gestartet
Ein Projekt der Landesärztekammer Hessen in Zusammenarbeit mit der Klinik für Diabetologie und Ernährungsmedizin des Bürgerhospitals in Frankfurt, dem Gesundheitsnetz Frankfurt/Main (GNEF eG), dem Schulungsverein Frankfurt-Nord, dem Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt, der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung e.V. (HAGE), Sektion Hessen, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, dem Landessportbund Hessen, dem Deutschen Diabetikerbund - Landesverband Hessen und der Hessischen Fachvereinigung Diabetes (HFD)
Motivieren, Impulse zur Umstellung der Lebensgewohnheiten geben und die ärztliche Kompetenz in der Prävention deutlich machen: Das sind die Ziele des Diabetes-Präventionsprojektes "Fit und gesund älter werden" der Landesärztekammer Hessen unter der Schirmherrschaft des Hessischen Sozialministers Stefan Grüttner (hessenweit) und Oberbürgermeister Peter Feldmann (für Frankfurt), das am 19. Juni 2013 auch in der Mainmetropole gestartet ist. "Zu fett, zu süß und zu reichlich – wer sich so ernährt, sieht die Folgen im Laufe der Zeit auf der Waage. Wird außerdem die körperliche Aktivität auf ein Minimum beschränkt, wächst die Gefahr, an Typ-2-Diabetes zu erkranken", erklärte Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, Präsident der Landesärztekammer Hessen, auf der Pressekonferenz im Haus am Dom. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern will die Ärztekammer Frankfurter Bürgerinnen und Bürger ab 45 plus darüber informieren, wie sie sich wirksam vor Typ-2-Diabetes schützen können.
Fragebogenaktion in Arztpraxen und im Bürgerhospital
Viele Menschen leiden an Diabetes, ohne es zu wissen. Doch die Zahl derjenigen, die durch ihre Lebensweise ein besonderes Risiko haben, Typ-2-Diabetes zu entwickeln, ist wesentlich höher. Daher beginnt das Präventionsprojekt "Fit und gesund älter werden" mit einer 3-wöchigen Fragebogenaktion zur Ermittlung des Diabetes-Risikos (FIND RISK) in den teilnehmenden Arztpraxen des Gesundheitsnetzes Frankfurt/Main (GNEF eG), des Schulungsvereins Frankfurt-Nord e.V. und auf Stationen des Bürgerhospitals in Frankfurt. Die Fragebogenaktion bietet Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, Risiko-Patienten gezielt auf eine mögliche Diabetesgefährdung anzusprechen, sie zu beraten und ihnen über das "Rezept" für Bewegung Bewegungsangebote von Frankfurter Sportvereinen sowie Ernährungsberatung (DGE) zu empfehlen. Im Anschluss an die Aktion werden die anonymisierten Fragebögen von der Landesärztekammer ausgewertet und die Ergebnisse auf dem Diabetes-Präventionstag am 24.08.2013 im Dominikanerkloster vorgestellt.
Warum Prävention so wichtig ist
"Diabetes mellitus wird als die "Krankheit des 21. Jahrhunderts" bezeichnet", sagte Christian-Dominik Möller, Chefarzt der Klinik für Diabetologie und Ernährungsmedizin des Bürgerhospitals in Frankfurt. Nach neuesten Zahlen der Internationalen Föderation (IDF) sei Deutschland das Land mit der höchsten Diabetesprävalenz in Europa. "Tückisch ist dabei, dass Diabetes mellitus Typ 2 schleichend beginnt und oft zunächst keine typischen Beschwerden erzeugt."
Über eine halbe Million Diabetiker leben allein in Hessen - und die Dunkelziffer ist hoch. Laut Hessischem Gesundheitsbericht steht die Stoffwechselerkrankung an zweiter Stelle der chronischen Krankheiten in Hessen.
Wie dringend notwendig die Vorbeugung von Diabetes-Typ 2 ist, machte auch Michael Simonsohn, Diabetologe und Vorstand des Gesundheitsnetzes Frankfurt/Main (GNEF eG), deutlich: Die Anzahl der an Diabetes erkrankten Patienten nehme explosionsartig zu und führe zu einer immer größer werdenden Belastung für das Gesundheitssystem in Deutschland. "Diabetes Typ 2 wird im Schnitt 8 bis 10 Jahre zu spät diagnostiziert", stellte Simonsohn fest. Es müsse daher das Ziel sein, mögliche Betroffene früh zu identifizieren. Prof. Dr. Dr. med. René Gottschalk, Leiter des Amtes für Gesundheit der Stadt Frankfurt, bezeichnete Prävention, die Gesundheit der Bevölkerung vorbeugend zu schützen, als eine der wesentlichen Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Je geringer der soziale Status, desto höher sei die Tendenz, an Übergewicht zu leiden, sich wenig zu bewegen und daraufhin an Diabetes 2 zu erkranken. "Hier setzen die gesundheitspräventiven Strategien des Amtes für Gesundheit schwerpunktmäßig an."
Gezielte Vorbeugung durch Ernährung und Bewegung
"Die gute Nachricht ist: Gegen Typ-2-Diabetes kann jeder Einzelne wirksam vorgehen. Und zwar durch Bewegung und gesunde Ernährung", unterstrich von Knoblauch zu Hatzbach. "Der bedeutsamste Risikofaktor für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 ist Übergewicht," hob Dr. Ulrike Kreinhoff, Geschäftsführerin der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. hervor. "Wird das Übergewicht abgebaut und regelmäßig körperliche Bewegung in den Alltag gebracht, kommen die Blutzuckerwerte wieder in den Normbereich", so Kreinhoff weiter. "Bewegung und Sport sind relativ leichte Mittel, den Gesundheitszustand erheblich zu verbessern", sagte Ralf-Rainer Klatt, Vizepräsident Breitensport, Sport und Gesundheit des Landessportbundes Hessen e.V. "Auch im Bereich der Diabetes-Prävention spielt Sport ein große Rolle, denn sie kann sich positiv auf viele Risikofaktoren auswirken." Der Landessportbund verfolge schon seit längerem das Ziel, die große Gruppe der "Nicht-Beweger" anzusprechen und habe bereits 2006 in Kooperation mit der Ärzteschaft das "Rezept für Bewegung" in Hessen eingeführt.
Die HAGE - Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung e.V. unterstützt das Diabetes-Projekt der Landesärztekammer Hessen durch aktive Beteiligung und Evaluation der Präventionstage. "Insbesondere sensibilisiert die HAGE mit ihrem Hessischen Zentrum für Bewegungsförderung für mehr Bewegung im Alltag", betonte Carolin Becklas, Koordinatorin "Gesund altern", Hessisches Zentrum für Bewegungsförderung der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung e.V. (HAGE).
Als größte Selbsthilfeorganisation für Diabetiker in Deutschland kümmere sich der Deutsche Diabetiker Bund in erster Linie um diejenigen, die bereits vom Diabetes betroffen sind, erklärte Carola Blumenhagen, stellv. Landesvorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes, Landesverband Hessen e.V. "Dabei stellen wir fest, dass für sehr viele dieser Menschen ein sachgerechter Umgang mit ihrer Krankheit eine schwer lösbare Aufgabe darstellt. Insofern lässt sich der Wert einer erfolgreichen Prävention nicht hoch genug einschätzen."
Diabetes-Präventionstag am 24. August im Dominikanerkloster
Höhepunkt des Projekts ist der öffentliche Diabetes-Präventionstag am 24. August 2013 von 10:00 bis 15:00 Uhr im Dominikanerkloster, auf dem u.a. die Ergebnisse der Fragebogenaktion präsentiert werden. Anschließend bietet die Veranstaltung mit Experten-Vorträgen, Diskussionsrunden, Beratung, Workshops zu Bewegung und Ernährung und einem Markt der Möglichkeiten ein informatives Programm rund um Prävention durch Bewegung und Ernährung. Eine Kochvorführung des Frankfurter Starkochs Mirko Reeh, Musik der beiden Senioren-Rockbands "Weiberg'sang" und "Sandrock 55" und (Mitmach-)Auftritte der Square-Dance-Gruppe "Beaux & Belles" runden das Angebot für Menschen ab 45 Jahren ab.
Die Frankfurter Rundschau begleitet das Projekt "Fit und gesund älter werden" als Medienpartnerin.
Informationen zu dem 2012 initiierten Projekt, das bereits in Offenbach, dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg und in Kassel durchgeführt worden ist, finden Sie auf der Homepage der Landesärztekammer Hessen.