Der Patient im Mittelpunkt einer vernetzten Zusammenarbeit
2. Fachtagung Palliative Versorgung und hospizliche Begleitung in Hessen
im Fortbildungszentrum der Landesärztekammer Hessen in Bad Nauheim
Wie wichtig eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit und die Vernetzung aller an der palliativen Versorgung in Hessen Beteiligten ist, machte der Auftakt der gemeinsam von der Landesärztekammer Hessen, der Landesarbeitsgemeinschaft Hospize Hessen (LAG) und der Koordinations- und Ansprechstelle für Dienste der Sterbebegleitung und Angehörigenbetreuung (KASA) unter der Schirmherrschaft der Staatsministerin Silke Lautenschläger und mit Unterstützung der Willy Robert Pitzer Stiftung veranstalteten 2. Fachtagung „Palliative Versorgung und hospizliche Begleitung in Hessen" heute in Bad Nauheim deutlich. Ziel der Tagung, für die sich über 120 Teilnehmer angemeldet hatten, war es, Ärzte, Pflegepersonen und Mitarbeiter hessischer Hospizinitiativen stärker als bisher miteinander zu verbinden, um auf diese Weise eine verbesserte Kooperation zu erreichen. Entschieden sprachen sich die Tagungsteilnehmer gegen alle Formen aktiver Sterbehilfe oder Hilfe zur Selbsttötung und für eine am Wohl der Patientinnen und Patienten orientierte medizinische Betreuung und Sterbebegleitung aus.
Dass die Fachtagung terminlich mit dem Aktionstag der Ärzte in Berlin zusammenfallen würde, war bei der Planung nicht vorhersehbar gewesen. Doch auch in Bad Nauheim waren die aktuellen Probleme im Gesundheitswesen gegenwärtig: „Patientin und Patient gehören in den Mittelpunkt aller gesundheitspolitischen Überlegungen", erklärte Dr. med. Ursula Stüwe, Präsidentin der Landesärztekammer Hessen, zu Beginn der Tagung, die sowohl einer Bestandsaufnahme als auch der Formulierung von Entwicklungszielen der palliativen Versorgung dienen soll. Gerade unheilbar kranke und sterbende Menschen müssten sich darauf verlassen können, ihre letzte Lebensphase angemessen betreut, schmerzfrei und in Würde verbringen zu können, sage Stüwe. Leider sei jedoch auf bundespolitischer Ebene kein Konzept zur Finanzierung des zunehmenden Bedarfes an Gesundheitsleistungen in unserer Gesellschaft erkennbar, dämpfte sie Erwartungen an eine rasche Besserung der finanziellen Rahmenbedingungen in der palliativmedizinischen Versorgung.
„Das Festhalten an der Beitragsstabilität hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass wir den Patientinnen und Patienten nur noch so viel an „Medizin" zukommen lassen konnten, wie die Finanzierung erlaubte", kritisierte die Ärztekammerpräsidentin. Um den wachsenden zukünftigen Bedarf an palliativmedizinischen Leistungen zu ermitteln und zu wissen, wer diese erbringen soll, sei eine umfassende interdisziplinäre Kooperation aller an der palliativen Versorgung Beteiligten notwendig.
Die Hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger wies in Bad Nauheim darauf hin, dass es zum christlichen und sozialen Verständnis gehöre, sich dem sterbenden Menschen hinzuwenden und ihm zur Seite zu stehen. Dies gelte gerade auch für jene Menschen, die in den eigenen vier Wänden und nicht in einem Krankenhauszimmer sterben wollten: „Um diesem Wunsch nachzukommen, müssen wir weiter am Ausbau der Versorgung der Patienten arbeiten. Ärzte und Pflegepersonal müssen geschult und in Sachen Palliativmedizin weitergebildet werden. Aber auch die ehrenamtlich tätigen Hospizhelfer bedürfen unserer Unterstützung." Ein entsprechendes Konzeptpapier habe das Hessische Sozialministerium Ende vergangenen Jahres erarbeitet. Dieses Papier soll dazu beitragen, die Diskussion darüber in Gang zu bringen, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um eine Perspektive für die Palliative Versorgung und hospizliche Begleitung zu schaffen.
„Hospizarbeit bejaht das Leben. Sterben ist ein Teil des Lebens. Der Tod soll weder beschleunigt noch hinausgezögert werden", sagte Elisabeth Terno von der KASA (1997 bei der Hessischen Landesregierung eingerichtete Koordinations- und Ansprechstelle für Dienste der Sterbebegleitung und Angehörigenbetreuung des Landes Hessen) in Bad Nauheim. Zu den Aufgaben der KASA zählten alle anfallenden Beratungs-, Koordinations- und Qualifizierungsaufgaben im Kontext der Hospizarbeit und Sterbebegleitung in Hessen. Terno hob hervor, dass eine Kooperation mit medizinischer und pflegerischer Versorgung bei der hospizlichen Begleitung unabdingbar sei, da die meisten sterbenden Menschen aufgrund einer Erkrankung medizinische Hilfe benötigten.
Dass die hospizliche Arbeit in der Begleitung Sterbender in Hessen stetig zunehme, berichtete Pfarrer Peter Otto von der Landesarbeitsgemeinschaft Hospize Hessen (LAG Hospize Hessen): „Im abgelaufenen Jahr 2005 haben in den Mitgliedsinitiativen der Landesarbeitsgemeinschaft Hospize Hessen über 18% qualifizierte Ehrenamtliche mehr mitgearbeitet als im vorausgehenden Jahr", sagte er in Bad Nauheim. In den fast 70 ambulant-hospizlich arbeitenden Initiativen und in den ca. 10 stationär-hospizlich bzw. stationär-palliativ arbeitenden Einrichtungen seien hessenweit ca. 6.300 qualifizierte ehrenamtliche Menschen tätig.
„Nur durch gezielte Vernetzung aller an Sterbebegleitung beteiligten Professionen und der ehrenamtlichen Dienste sowie durch Nutzung und Ausbau der bereits vorhandenen Strukturen vor Ort kann es gelingen, palliative Versorgung und hospizliche Begleitung möglichst großen Teilen der Bevölkerung in Hessen anzubieten – und zwar nicht nur in den städtischen Gebieten", unterstrich Elisabeth Terno in Bad Nauheim.