Begehung der Flüchtlingsunterkunft auf dem Frankfurter Neckermann-Gelände: Vertreter der Landesärztekammer Hessen ziehen positive Bilanz
In einem offenen Brief hatte die Initiative "Welcome Frankfurt" Kritik an der Flüchtlingsunterkunft auf dem Neckermann-Gelände in Frankfurt geübt. Da die Vorwürfe sich auch auf die medizinische Versorgung bezogen, besuchten Vertreter der Landesärztekammer Hessen gemeinsam mit der Darmstädter Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid und Prof. Dr. med. Leo Latasch, Gesundheitsamt Frankfurt, die Aufnahmeeinrichtung, um sich vor Ort zu informieren. Die Bilanz der Ärzte fiel positiv aus.
Tägliche ärztliche Sprechzeiten, 100 im Wechsel tätige Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen, eine 24-stündige personelle Besetzung des "Medical Point": "Die vom Frankfurter Gesundheitsamt koordinierte medizinische Versorgung an sieben Tagen in der Woche wird den aktuellen Anforderungen an eine ausreichende medizinische Versorgung sicherlich gerecht", erklärte Dr. med. Lars Bodammer, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen, nach der Begehung. "Wir haben uns ein Bild von dem gemacht, was in kurzer Zeit geleistet wurde. Sollte es Missstände gegeben haben, sind diese behoben worden", fasste Dr. med. Ernst Girth, Menschenrechtsbeauftragter der hessischen Ärztekammer seine Eindrücke zusammen.
Auch der Vorsitzende der Bezirksärztekammer Frankfurt, Dr. med. Wolfgang Seher, zeigte sich sowohl von den angebotenen Leistungen als auch von der Ausstattung der Behandlungsräume angetan. "Die ärztliche Versorgung ist gut geregelt. Dass es bei über 1.300 Flüchtlingen in der Einrichtung gelegentlich zu Wartezeiten kommt, ist nachvollziehbar. Benötigen Flüchtlinge eine fachärztliche Behandlung, werden sie an einen niedergelassenen Arzt oder in ein Krankenhaus überwiesen."
Die hygienischen Verhältnisse in der Flüchtlingsunterkunft entsprechen ebenfalls den Notwendigkeiten: Ein Großteil der 200 Duschen wurde neu installiert, Boiler garantieren die Warmwasserversorgung. "Sicherlich kann es vorkommen, dass man bei großer Inanspruchnahme morgens oder abends gelegentlich ein paar Minuten auf das warme Wasser warten muss, aber das ist in jeder Familie so", sagte Latasch.
Die Einhaltung hygienischer Standards (Küche, Duschen, Toiletten, Behandlungsräume etc.) werde vom Gesundheitsamt u.a. durch unangemeldete Stichproben kontrolliert. "Wir haben 4 bis 6 Wochen gebraucht, bis wir soweit waren wie heute. Und dies mit großem Einsatz aller Beteiligten", so Latasch weiter. "Ich vermag nicht zu sagen, wo wir uns wesentlich verbessern könnten."