Arbeitnehmer mit psychischen Erkrankungen müssen nicht schnell wieder "funktionieren"

Pressemitteilung

Landesärztekammer Hessen warnt davor, Betroffene unter Druck zu setzen

Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Da sie häufig mit einer längeren Arbeitsunfähigkeit einhergehen, sehen sich Krankenkassen mit steigenden Kosten konfrontiert. Bei der Betreuung psychisch Kranker wird u.a. auf externe Berater gesetzt. Diese sollen dabei helfen, die Betroffenen möglichst schnell wieder auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.

"Der wachsende Krankenstand darf keinesfalls dazu führen, dass sich psychisch kranke Arbeitnehmer unter Druck gesetzt fühlen", warnt Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, Präsident der Landesärztekammer Hessen. "Da die Betroffenen ihre Situation meist ohnehin als Belastung empfinden, kann sich ihr Zustand durch den Eindruck, möglichst schnell wieder "funktionieren" zu müssen, noch verschlechtern."

Obwohl psychische Erkrankungen heute gut behandelbar sind, erweist sich der Umgang mit ihnen in einigen gesellschaftlichen Bereichen noch immer als schwierig. Betroffene und deren Angehörige fühlen sich häufig subtilen oder offensichtlichen Diskriminierungen ausgesetzt. Das zeigt sich u.a. beim Abschluss von Berufsunfähigkeits- und Lebensversicherungen, da die Versicherungsgesellschaften es ablehnen, mit Antragstellern, die eine Psychotherapie in ihrer Vorgeschichte haben, einen Vertrag abzuschließen. Aber auch auf dem Arbeitsmarkt führt die Diagnose "Psychische Erkrankung" in der Regel dazu, dass Betroffene nicht verbeamtet oder neueingestellt werden. Um dieser Problematik zu entgehen, verzichten viele Patienten auf dringend notwendige Behandlungen.

Die Landesärztekammer Hessen unterstützt daher ausdrücklich die Forderung des 109. Deutschen Ärztetages, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht benachteiligt werden dürfen. "Eine Gleichstellung und Gleichbehandlung von psychisch Erkrankten in allen Bereichen des öffentlichen Lebens ist unerlässlich", betont von Knoblauch zu Hatzbach. "Nur dann ist eine Verbesserung der Lebens- und Behandlungssituation der Betroffenen und ihrer Angehörigen möglich."

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