5. Verleihung des Ingrid zu Solms-Wissenschaftspreises an die Krebsforscherin PD Dr. med. Heike Allgayer
Unter Mitwirkung der Landesärztekammer Hessen hat die Ingrid zu Solms-Stiftung (IzS) gestern, 21.01., in Frankfurt den mit 5.000 Euro dotierten Ingrid zu Solms-Wissenschaftspreis an die Ärztin PD Dr. med. Heike Allgayer, Chirurgische Klinik und Poliklinik Großhadern der Universität München, vergeben. Die Verleihung fand im Rahmen der Frankfurter Medizinischen Gesellschaft statt. Allgayer wurde für ihre Arbeit „Tumorassoziierte Proteolyse und Onkogene bei Magen- und Coloncarzinomen: Molekulare Regulation und klinische Relevanz" ausgezeichnet. Forschungsobjekt der Wissenschaftlerin, die sich insbesondere mit der Entstehung von Tumoren des Magen- und Darmtraktes befaßt, ist der Urokinaserezeptor. Prof. Dr. med. Ortrud Steinlein, Bonn, hielt die Laudatio.
Die 34-jährige Allgayer studierte von 1988 bis 1995 Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach der Promotion ging sie für einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an die University of Texas-Houston, USA. Parallel zur Arbeit in der dortigen Abteilung für Tumorbiologie erwarb sie in einem Aufbaustudiengang den Titel eines Doctor of Philosophy (Ph.D.) in Molekularbiologie. Im November 2001 habilitierte sie sich für das Fach "Experimentelle Chirurgie".
Seit Juni 1999 leitet Allgayer eine eigene wissenschaftliche Arbeitsgruppe mit den Schwerpunkten Molekularbiologie und Translational Research. Darin untersucht sie, wie Tumore des Magen-Darm-Traktes in andere Gewebe einwachsen und sich durch Tochtergeschwülste ausbreiten Ziel der Forschungstätigkeit ist, Tumore auf Molekülebene so klassifizieren zu können, daß später eine individuelle Therapie für die Patienten möglich wird.
Stiftungszweck der 1994 gegründeten Ingrid zu Solms-Stiftung ist die Förderung wissenschaftlich begabter Ärztinnen, wie Prof. Dr. med. Helga Rehder, Kuratoriumsmitglied der Stiftung in Frankfurt, unterstrich. Die Ärztin Dr. med. Ingrid zu Solms- Wildenfels ist Stifterin des Ingrid zu Solms - Wissenschaftspreises, der 1995 zum ersten Mal an die Marburger Gastroenterologin Babette Simon verliehen wurde. Prof. Dr. med. Simon ist heute Vorsitzende des 2002 gegründeten IzS-Fellowship. Anläßlich der Verleihung stellte sie das IzS-Fellowship als ein berufs- und karriereorientiertes Netzwerk von Ärztinnen vor, das der Karriereplanung, -förderung und –umsetzung dient.
Seit Oktober 2000 wird der Ingrid zu Solms-Wissenschaftspreis alle zwei Jahre von der Landesärztekammer Hessen ausgeschrieben. Vizepräsidentin Dr. med. Ursula Stüwe hob in ihrem Grußwort hervor, daß die Kammer eine gezielte Förderung junger Ärztinnen anbiete. Dazu zählten sowohl Maßnahmen, die auf eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie abzielten, als auch Beratung und Unterstützung bei der Planung der beruflichen Karriere.
Als „Ritterschlag" für die Stiftung bezeichnete zu Solms-Wildenfels den Festvortrag, den die Nobelpreisträgerin, Prof. Dr. rer.nat. Dr.hc.mult. Christiane Nüsslein-Volhard, anläßlich der Preisverleihung hielt. Die Biologin kritisierte darin die deutsche Regelung zum Export von embryonalen Stammzellen. Sie zeuge von einem großen Mißtrauen der Politik gegenüber der Forschung. Nüsslein-Volhard machte auf die Möglichkeiten der Gentherapie in Hinblick auf bisher als unheilbar geltende Krankheiten aufmerksam. Sie forderte, daß sich Deutschland an der Forschung mit embryonalen Stammzellen beteiligen solle, bevor im Ausland Erfolge erzielt würden, die auch deutschen Patienten zugute kämen.