Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurden in den vergangenen Wochen in mehreren Abwasserproben in Deutschland Polioviren festgestellt. Diese Abwasseruntersuchungen dienen als Frühwarnsystem. Nachgewiesen wurden vom Schluckimpfstoff abgeleitete Polioviren. Der orale Impfstoff (OPV) kommt weiterhin in einigen Ländern zur Anwendung. In Deutschland wird seit 1998 nur noch der inaktivierte Impfstoff (IPV) injiziert.

Der Virusnachweis an unterschiedlichen geographischen Orten ist hinweisend auf eine Zirkulation der Viren (circulating vaccinederived poliovirus type 2, cVDPV2). Das Poliovirus wird hauptsächlich fäkal-oral übertragen. Kurz nach der Infektion ist auch eine aerogene Übertragung möglich. Polio Infektionen verlaufen in der Mehrzahl asymptomatisch unter Ausbildung von neutralisierenden Antikörpern (stille Feiung). Für Ungeimpfte bzw. nicht vollständig Geimpfte besteht jedoch die Gefahr einer symptomatischen Poliomyelitis. Die vollständige Impfung ist gut wirksam und schützt vor einer Erkrankung an Polio.

Das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege ruft dazu auf den Impfschutz gegen Polio möglichst frühzeitig gemäß STIKO-Empfehlungen zu komplettieren und offene Impflücken zu schließen. Weiterhin wird auf eine erhöhte Wachsamkeit hinsichtlich Poliomyelitis-typischer Symptome, die unverzügliche Meldepflicht bei Verdacht auf Poliomyelitis an das zuständige Gesundheitsamt, die Nutzung der Enterovirusdiagnostik und gute Händehygiene hingewiesen.

Zum Redaktionsschluss werden detaillierte Empfehlungen am Robert Koch-Institut (RKI) erarbeitet. Weitergehende aktuelle Informationen finden sich auf der Website des RKI sowie im Epidemiologischen Bulletin (https://www.rki.de/polio).

Dr. med. Matthias Trost, Hessisches Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, E-Mail: impfen@hmfg.hessen.de