Diese Frage ist gar nicht so banal, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Himmelsscheibe von Nebra mit dem Sternbild der Plejaden wies unseren Ahnen vor gut 3.700 Jahren die Jahreszeiten und die richtige Zeit zum Säen und Ernten. Jahrtausende später, im XVII. Jahrhundert, hatte Galileo Galilei in der Diskussion, ob die Erde sich dreht, noch erhebliche argumentativen Dissonanzen, sein Disput hätte fast auf dem Scheiterhaufen sein Ende gefunden.
Zwischenzeitlich haben sich unsere Erkenntnisse weiterentwickelt. Die Erde sei rund, sie drehe sich um die eigene Achse, sie zieht ihre Bahn um die Sonne, sie hat ihren Platz in Zeit und Raum. Auch die Gravitation gehöre mit dazu. Naturwissenschaftliche Fakten sind eben hartnäckig. Sie zu verkennen, es muss ja nicht immer leugnen heißen oder gar Häresie, kann einen oder ganze Gemeinschaften ins Irre führen mit allen denkbaren Folgen. Unsere Vorväter, die Gründer der neuzeitlichen Medizin im XIX. Jahrhundert, haben sich durch Fakten, Logik und Erfahrung leiten lassen. Die Namen von Jenner, Koch, Pasteur, Behring, Röntgen und Curie seien hier nur kurz und beispielhaft erwähnt. Selbst der Tod von Semmelweis unter ominösen Umständen in der Landesirrenanstalt Döbling bei Wien änderte nichts an der Tatsache, dass Händewaschen mit Chlorwasser die Hände desinfiziert und die Müttersterblichkeit senkt. Um nicht zu sagen, manus manum lavat.
„Die Gesetze der Natur zu erkennen und sie unter ethisch- moralischen Gesichts- punkten rational anzuwenden, ist die Grundlage unserer Schulmedizin“
Seltsamerweise werden auch heutzutage Diskussionen zum Beispiel über die Eigenschaften von Viren und resultierender Konsequenzen oft noch emotional geführt und als politischer Wettstreit ausgetragen. Leugner versus Wissende. Nach meiner groben Überschlagsrechnung sind bei der Covid-19-Pandemie dem Staat über die Jahre Kosten von 400–450 Mrd. Euro entstanden, zuzüglich dem deutschen Anteil an der gemeinsamen EU-Verschuldung mit 750 Mrd. Euro zur Bewältigung der Pandemiefolgen. („Next Generation EU“). Es wäre wünschenswert, wenn man im Rahmen der Aufarbeitung der Pandemie belastbare Daten und vergleichbares Material über die verschiedenen Impfstoffe und die unterschiedlichen Vorgehensweisen in den einzelnen europäischen Ländern und/oder auch weltweit erarbeiten würde. Als Erkenntnisgewinn, Möglichkeit für Korrekturen und zur Lehre für die Zukunft.
Unser fragender Blick, gerichtet in den durch Kriege und Krisen getrübten Sternenhimmel kann auch in Sachen GOÄ nichts Eindeutiges erkennen. Die Regierungen jeglichen Coleurs der vergangenen dreißig Jahre scheinen sich einvernehmlich auf eine Art Notarfunktion reduzieren zu wollen: Die Vertragsparteien (BÄK, PKV, Beihilfe) sollen sich auf irgendetwas einigen, man setze das Ergebnis per Rechtsverordnung in Kraft und fertig ist die neue Selbstverwaltung (GeKo)! Bis zum nächsten Deutschen Ärztetag in Leipzig läuft ein Konsultationsverfahren der Fachverbände, der Ärztetag wird’s dann richten ...
Die Gesetze der Natur zu erkennen und sie unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten rational anzuwenden ist die Grundlage unserer Schulmedizin. Die aktuelle Gegebenheit, dass wir unsere Vornamen und Geschlecht einmal im Jahr im Leben beliebig oft ändern können, passt irgendwie schwer in diese Systematik.
Gesunde Familien sind die Grundlage für eine gesunde Gesellschaft, ohne die es keine Zukunft geben kann. Und, keine Zukunft zu haben, bedeutet Niedergang und sinngemäß den Tod.
Hoffen wir, dass unsere Politiker durch den richtigen Stern geleitet, wie seinerzeit die Heiligen Drei Könige durch den Stern von Bethlehem, den Weg zum Leben finden. In diesem Sinne wünsche ich allen Frieden und Glück im Neuen Jahr!
Michael Andor, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen