Hinter uns liegt ein spannendes, wenn nicht sogar ein aufregendes Jahr für das Gesundheitssystem in Deutschland, von den vielen anderen Themen in der Welt ganz zu schweigen. Leider sind dies nur allzu oft Kriege und gewaltvolle Auseinandersetzungen.

Doch wie wird es nach der Bundestagswahl im Februar mit der dann doch noch durch den Bundesrat gegangenen Krankenhausreform von Gesundheitsminister Lauterbach weitergehen? Wird eine neue Regierung das sogenannte Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz teilweise ändern? Dass Änderungen zwingend notwendig sind, bestreiten Fachleute nicht, denn andernfalls wird daraus ein Krankenhausversorgungsverschlechterungsgesetz. Wie werden die Rechtsverordnungen, die übrigens im Bundesrat zustimmungspflichtig sind, aussehen? Immerhin sollen darin Regelungen zum Transformationsfonds, zu den Mindestvorhaltemengen und den Qualitätskriterien für die Leistungsgruppen getroffen werden. Wie soll das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) innerhalb weniger Monate ein für die Mindestvorhaltezahlen benötigtes evidenzbasiertes Gutachten erstellen? Diese Zahlen sollen eben nicht eminenz-, sondern evidenzbasiert ermittelt werden. Dies ist umso wichtiger, da zwei Drittel der Menschen in Deutschland nach den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage den Einfluss von Wirtschaft und Politik auf die Wissenschaft als zu groß wahrnehmen. Als häufigsten Grund für ihr Misstrauen gaben die Befragten übrigens an, dass Wissenschaftler von ihren Geldgebern stark abhängig seien.

Schon im Mittelalter wusste auch das geneigte Publikum des Minnesängers Lobgesang einzuordnen: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Das ist übrigens genau der Grund, warum die Fortbildungsrichtlinien der Ärztekammern die Offenlegung und die Angemessenheit von Sponsoring überprüfen. Bitte werfen Sie daher regelmäßig einen Blick in das Angebot unserer kammereigenen Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung, denn die Unabhängigkeit unserer Veranstaltungen ist ein hohes Gut und verdient Ihre Aufmerksamkeit und aktive Teilnahme, vgl. S. 18.

Zurück zur Bundesgesetzgebung. Wird es wieder eine mehr oder minder willkürlich ausgewählte „Regierungskommission“ geben, die Empfehlungen verlautbaren wird, die zwar vielfach von der eigenen – zumeist theoretischen – Erkenntnis, aber eben nicht immer von der praktischen Kenntnis der täglichen Arbeit zeugen? Oder wird es gelingen, endlich auch die Reformvorschläge der Praktiker aufzugreifen?

Und dann sind da ja auch noch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Die Hausärztinnen und -ärzte warten noch immer auf die Entbudgetierung, die – hier wiederhole ich mich gerne – auch für die Fachärztinnen und -ärzte benötigt wird. Völlig unklar ist zudem, ob die Kolleginnen und Kollegen – sei es als Praxisinhaberin oder als Angestellter – die zunehmend ambulant zu erbringenden Leistungen aus den Krankenhäusern auffangen können. Es mangelt nicht an der Fachlichkeit, sondern schlicht an Köpfen und Arbeitszeit, ganz zu schweigen von dem bevorstehenden Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge. Mit einem gedeckelten Budget, einer permanent lauernden Bedrohung durch Regresse und den unsäglichen Anforderungen des täglichen Bürokratiewahnsinns wird es nicht gelingen, das Arbeiten in der Niederlassung als berufliche Perspektive für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiv zu machen. Zudem ist die auskömmliche Finanzierung der Weiterbildung nicht nur in Krankenhäusern, sondern gerade auch im niedergelassenen Bereich mehr als überfällig.

In Hessen werden wir Gesundheitsministerin Diana Stolz beim Wort nehmen, um die Gesundheitsversorgung vor Ort gemeinsam zukunftssicher gestalten zu können. Das wird ein spannender und ganz sicher nicht immer ohne Meinungsverschiedenheiten laufender Prozess sein. Wichtig ist dabei, sich gegenseitig zuzuhören und den respektvollen Umgang miteinander zu pflegen. Wenn dann am Ende eine gemeinsam gefundene Lösung stehen wird, ist das aller Mühe wert.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Glück und Gesundheit, aber auch Durchhaltevermögen und weiterhin Begeisterung für das neue Jahr und unseren Beruf. Er ist es trotz allem wert.

Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident