Hintergrund
Infolge einer Änderung der Approbationsordnung für Ärzte können medizinische Fakultäten seit 2022 Gesundheitsämter in die Ausbildung im Praktischen Jahr (PJ) einbeziehen. Im Rahmen eines bundesweiten Vorstoßes bot das Gesundheitsamt Frankfurt am Main als Lehreinrichtung der Goethe-Universität bereits zuvor PJ-Studierenden die Ausbildung im Wahlfach Öffentliches Gesundheitswesen an. Seit Dezember 2023 sind die Gesundheitsämter der hessischen Landkreise Marburg-Biedenkopf und Fulda akademische Lehreinrichtungen der Philipps-Universität Marburg. Im Zeitraum März bis Juni dieses Jahres absolvierte cand. med. Philipp Nelson als erster Studierender das PJ-Wahltertial am Fuldaer Gesundheitsamt. Hier berichten er und der PJ-Beauftragte des Gesundheitsamtes des Landkreises Fulda, Dr. med. Tristan Klodt, über ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Wahlfach Öffentliches Gesundheitswesen.
Erfahrungsbericht
Infektionserkrankungen interessieren mich schon lange besonders und waren mein gewählter curricularer Schwerpunkt im klinischen Studienabschnitt. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, meine theoretischen und wissenschaftlichen Kenntnisse hierüber im PJ anwenden zu können, bin ich auf das Wahlfach Öffentliches Gesundheitswesen aufmerksam geworden. Neben dem Infektionsschutz und der Umwelthygiene klangen auch weitere Inhalte für mich spannend und vor allem abwechslungsreich. Verwandte, denen ich von meiner Entscheidung für dieses PJ-Wahlfach erzählte, waren teilweise überrascht, assoziierten sie Gesundheitsämter doch primär mit Verwaltung und nicht mit ärztlicher Tätigkeit. Auch unter meinen Kommilitonen hatte noch niemand von dieser Wahlmöglichkeit gehört, was vielleicht daran liegen könnte, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst in unserem Studium kaum vorkam. Ich kann mich bewusst nur an eine einzige Lehrveranstaltung mit explizitem ÖGD-Bezug erinnern. Ausschlaggebend für meine Wahl des Fuldaer Gesundheitsamtes als Lehreinrichtung war einerseits dessen umfangreicher Rotationsplan mit Einblicken z. B. auch in die Organisation von Katastrophenschutz, Rettungsdienst und Brandschutz. Andererseits war für mich auch wichtig, dass mir dort ein Appartement als kostenfreie Wohnunterkunft zur Verfügung gestellt wurde.
Nach Abschluss des Tertials kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit meiner Fach- und Ortswahl bin. Die Ausbildung war sehr strukturiert, und ich durfte sofort in die praktische Arbeit mit einsteigen. Überrascht hat mich dann doch, wie vielfältig die zahlreichen Aufgaben des ÖGD tatsächlich sind. Das PJ im Gesundheitsamt ist eine gute Möglichkeit, in den ÖGD hineinzuschnuppern und einen Überblick über dessen Aufgaben zu bekommen. Als klinisch tätiger Arzt kommt man spätestens über die Meldepflicht von Infektionskrankheiten unweigerlich in Kontakt mit dem Gesundheitsamt. Da schadet es nicht, wenn man auch einmal „die andere Seite“ kennen gelernt hat. Insofern kann ich einen Ausbildungsabschnitt im Öffentlichen Gesundheitswesen – ob im PJ oder zuvor als Famulatur – uneingeschränkt empfehlen. Ich selbst kann mir auch eine berufliche Tätigkeit im ÖGD mittelfristig gut vorstellen. Momentan denke ich unter anderem darüber nach, den Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin oder für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie zu machen.
Cand. med. Philipp Nelson
Informationen zum PJ am Gesundheitsamt Fulda
Das Gesundheitsamt Fulda ist die untere Gesundheitsbehörde für den Landkreis Fulda und erfüllt insbesondere Aufgaben nach dem Hessischen Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (HGöGD). Die Ausbildung im PJ-Wahlfach Öffentliches Gesundheitswesen übernehmen mehr als zehn Lehrärztinnen und Lehrärzte sowie unter anderem Psychologinnen und Psychologen, Ingenieure und Sozialpädagoginnen. Stationen während des 16-wöchigen Tertials sind die Bereiche Hygiene und umweltbezogener Gesundheitsschutz, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Sozialpsychiatrie und Amtsärztlicher Dienst. Darüber hinaus erfolgt auch eine kurze Hospitation im Fachdienst Gefahrenabwehr der Kreisverwaltung. Auf Wunsch wird ein Einzelappartement in einem modernen Wohnheim als Wohnunterkunft kostenfrei zur Verfügung gestellt. Zusätzlich erhalten Studierende eine kleine monatliche Aufwandsentschädigung.
Ansprechpartner für weitere Fragen:
Landkreis Fulda, Fachdienst Gesundheitsamt, PJ-Beauftragter Dr. med. Tristan Klodt, Otfrid-von-Weißenburg-Straße 3, 36043 Fulda, E-Mail: tristan.klodt@landkreis-fulda.de, Fon: 0661 6006-6761