Stefan Harbecke, geboren am 20. August 1961
Wenn jemand aus irgendwelchen Gründen den Sprung nicht schafft, dann kann ich das im Endeffekt auch nicht ändern.
Jetzt ist mein Auto sieben Jahre alt. Ich gucke schon immer mal in Zeitschriften und im Internet: Was für ein neues Auto könntest du dir denn irgendwann mal zulegen?
Oder im Bad, das Waschbecken ist mir ein bisschen hoch, ich muss mich immer auf einen Hocker stellen, damit ich überhaupt an den Wasserhahn komme. Jetzt überlege ich schon: Vielleicht könnte man das Bad ja mal ein bisschen umgestalten, mit rauf- und runterfahrbarem Waschbecken. Das ist eher meins.
„Ich bin einer, der nach vorne guckt. Was nutzt mir das, wenn ich aufarbeite, wie es früher war, das kann ich eh nicht mehr ändern.“
Wegen Contergan nehme ich nix. Bis jetzt brauche ich noch nichts. Wenn irgendwann der Tag X kommt, dann mag sein, dass ich auch mal irgendwas nehme. Mir widerstrebt aber einfach, wenn jemand abends ausgeht und im Vorfeld schon eine Aspirin nimmt, weil vielleicht die drei Biere, die er trinken wird, zu viel werden und er am anderen Morgen Kopfschmerzen haben könnte. Dann sehe ich Rot.
Meine Mama ist jetzt 83, wenn ich sehe, was sie morgens an Tabletten frühstückt, zum Mittagessen und dann abends noch mal ... Katastrophe, denke ich. Da willst du nie hinkommen. Also ich kümmere mich bei Mama um vieles, wenn es um Pflegegeld und den ganzen Krempel geht, aber mit Medikamenten, da bin ich außen vor.
Ob jetzt meine Mutter Contergan unbedingt hätte einnehmen müssen oder ob es ihr der Arzt unbedingt hätte verschreiben müssen – wem soll ich denn die Schuld geben?
Keinem? Oder allen?