Im Rahmen eines Symposiums wurde am 2. Dezember 2023 über Aspekte der kammereigenen Risikovorsorge gesprochen. Gleichzeitig war die Veranstaltung Anlass zur Verabschiedung des Ärztlichen und des Kaufmännischen Geschäftsführers. In der Eröffnungsrede dankte der hessische Ärztekammerpräsident Dr. med. Edgar Pinkowski Dr. med. Alexander Marcović und Hans-Peter Hauck für die gute Zusammenarbeit. Nur ungern lasse er die beiden ziehen, so Pinkowski zum Abschied beider Geschäftsführer. „Sie haben nicht nur hervorragende Arbeit geleistet, sondern sind auch ganz besondere Menschen, mit denen die Zusammenarbeit schlicht und ergreifend Spaß gemacht hat.“
Für die Kammer sei es wichtig, angesichts künftiger Pandemien gewappnet zu sein. Die Coronapandemie sei nicht die letzte Krise, mit der die Landesärztekammer Hessen (LÄKH) in Zukunft konfrontiert werde, warnte Pinkowski.
Geehrte und ihre Festredner:
Gastrede von Prof. Gottschalk: Natur als größter Bioterrorist
Davon ist auch Prof. Dr. Dr. med. René Gottschalk überzeugt. In seinem Vortrag „Pandemie, eine unendliche Geschichte?“ gab Gottschalk einen Überblick über jene Viren, die seiner Einschätzung nach das Potenzial für künftige Pandemien ähnlich SARS-CoV-2 böten. Schon seit jeher seien gerade Handelswege für die Verbreitung von Krankheiten verantwortlich gewesen, so Gottschalk. Die Pest habe sich im 14. Jahrhundert nur so schnell fortbewegt wie die Träger der Krankheit – bspw. Ratten in Heuballen. Hindernisse wie Seewege führten noch zu echten Verzögerungen. Das sei heute anders: In einer globalisierten Welt existieren quasi keine Grenzen. Dank des Flugverkehrs und globalen Handels können sich Seuchen nun rapide ausbreiten, über alle Ländergrenzen hinweg. So sei es bei der Verbreitung von Ebola gewesen und zuletzt bei der Verbreitung des noch immer sehr präsenten SARS-CoV-2. Grippeviren seien ohnehin die gefährlichsten. Gefährlicher als die Pest – schaue man nur auf die Todeszahlen, so Gottschalk. Eine riesige Herausforderung für die Medizin sei jedoch die antibiotische Resistenz. So könne man beim Menschen mittlerweile drei antibiotika- resistente Bakterien in Deutschland nachweisen. Darunter Keime mit dem Resistenzgen mcr-1 – resistent gegen das Reserve-Antibiotikum Colistin. Besonders fatal sei, dass das Gen anscheinend zwischen Bakterienstämmen übertragbar ist – mit der Folge, dass es sich leicht verbreiten könne.
Schnappschüsse:
Ursachen: Globalisierung & Armut
Ginge es nach ihm, sei die Globalisierung Auslöser der Pandemie, so Gottschalk. Überbevölkerung und Klimaveränderungen spielten eine Rolle. Daneben sei Armut ein weiterer Faktor: Es brauche überall sauberes Trinkwasser, ein funktionierendes Gesundheitswesen und Bildungseinrichtungen, um das rasche Ausbreiten von Krankheiten einzudämmen. Die Natur sei der größte Bioterrorist, schloss Gottschalk seinen Vortrag.
Keine Frage sei, ob die Pandemie kommt, sondern nur wann sie kommt, so Marković im Anschluss. In persönlichen Worten dankte der ehemalige Ärztliche Geschäftsführer den ebenfalls anwesenden Weggefährtinnen und -gefährten. Die persönlichen Nachrichten zu seinem Abschied berührten ihn, so Marković. Über die Landesärztekammer habe er nicht viel gewusst, als er in den 1990er-Jahren auf Jobsuche war. Was die Kammer tue, glaube er nun grob verstanden zu haben. Es sei eine ganze Menge, so Marković. Gelangweilt hätten ihn seine Aufgaben nie. „Ich gehe tatsächlich – und das ist kein Spruch – mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagte er zum Schluss. Am Rande der Veranstaltung erhielt Dr. Marković von Oberst Siegfried Zeyer, ehemaliger Kommandeur Landeskommando Hessen, und Oberstarzt der Reserve Dr. med. Ulrich Jürgens eine besondere Auszeichnung in Form des Coins des Landeskommandos, weil er maßgeblich die erfolgreiche Zusammenarbeit auf den Weg gebracht hat.
Ärzte und Rechnungswesen: Zwei Welten gut vereinbart
Dem ehemaligen Geschäftsführer Hans-Peter Hauck sei zu danken, es geschafft zu haben, den verantwortlichen Ärztinnen und Ärzten in der Kammer den Gedanken der Rücklagen nahe zu bringen, so Dr. jur. Tom Erdt in seinem Vortrag, dessen launiger Einstieg à la Loriot hier leider nicht im Detail wiedergegeben werden kann. Die Aufgabe Haucks sei nicht leicht gewesen. Problem: Im System der funktionalen Selbstverwaltung dürfe es einer Kammer nämlich nicht „zu gut gehen“. Heißt: Sie darf juristisch gesehen kein Vermögen besitzen. Trotzdem schließe das Rücklagen nicht aus. Diese seien vielmehr unverzichtbar – gerade in Krisenzeiten.
Mit persönlichen Worten verabschiedete sich auch Hauck: 17 Jahre seien wie im Flug vergangen. Aus einer ganz anderen „Materie“ stammend, sei der Anfang für ihn allerdings nicht leicht gewesen. Er habe erst mal die Besonderheiten einer Körperschaft öffentlichen Rechts im Allgemeinen und darüber hinaus die Spezifika der Landesärztekammer Hessen erlernen müssen. Doch habe er in eine erfüllende Aufgabe hineinwachsen dürfen. Die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt sei eine positive Erfahrung, die er nie vergessen werde. Seine engste Mitarbeiterin und Assistentin Kristine Schlitz erwähnte Hauck besonders. Er habe sich immer zu hundert Prozent auf sie verlassen können. Er wisse, dass es nicht immer leicht mit ihm gewesen sei, umso mehr danke er für ihre Loyalität.
Der Vizepräsident der LÄKH Dr. med. Christian Schwark bedankte sich in seinem Schlusswort ebenfalls bei den ausscheidenden Geschäftsführern. Ihre Ämter hätten sie mit Nina Walter (Ärztliche Geschäftsführerin) und Christoph Berger (Kaufmännischer Geschäftsführer) an würdige Nachfolger übergeben. Das musikalische Finale bot Goethes KOMMchester unter großem Applaus.
Marissa Leister