Nein, es ist wirkliche keine Neuigkeit. Alle Mitarbeitenden, die sich um Notfallpatienten kümmern, sind Teamworker. Nur durch deren Zusammenarbeit haben Patientinnen und Patienten eine Chance.

Die Rettungskette muss halten. Vom ersten Anruf, der ersten Einschätzung, der Erstversorgung im Rettungswagen, dem Transport und bei der Ersteinschätzung im Krankenhaus, sowohl in der Notaufnahme als auch auf der Intensivstation. Ein großartiges Ziel für die vielen Beteiligten – mit fokussierter und kompetenter Diagnostik, Priorisierung therapeutischer Konsequenzen, rascher und sicherer Therapie und Überwachung.

Die Weiterbildungsordnung hat eine gute und richtige Grundlage dafür geschaffen. Ärztinnen und Ärzte aus ganz unterschiedlichen patientennahen Fächern können die Zusatzweiterbildung (ZWB) Intensivmedizin erwerben. Internisten und Chirurgen, Anästhesisten, Neurologen sowie Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte tragen dazu bei.

Klar, die Ausgangssituationen und die Erfahrungen der beteiligten Kolleginnen und Kollegen sind unterschiedlich. Kolleginnen und Kollegen aus der Anästhesie bringen ihre Erfahrung von Narkosen, Beatmung und Analgesie ein. Internisten verfügen über eine breite diagnostische und therapeutische Erfahrung fast aller Krankheitsbilder, sie können Reanimation sowie invasive Verfahren vom Herzkatheter bis zur Dialyse. Polytraumata und ein akutes Abdomen sind für die Chirurginnen und Chirurgen auf der Intensivstation ein Heimspiel. Im Teamwork lassen sich diese Erfahrungen exzellent zusammenführen. Kolleginnen und Kollegen aus der Neurologie und Kinder- und Jugendmedizin ergänzen fehlende Kompetenzen.

Eine aktuelle Veröffentlichung der Spitzen der Anästhesiologen lässt aufhorchen. Im „DGA aktuell“ [1] räsonieren Meybohm et al. über die Zusammenarbeit auf der Intensivstation. Sie vertreten allen Ernstes die Auffassung, dass alleine Anästhesistinnen und Anästhesisten mit der Zusatzweiterbildung Intensivmedizin (1 Jahr) das gesamte Spektrum der Intensivmedizin behandeln dürften.

Die Kollegen unterliegen einem groben Denkfehler. Eine einjährige Zusatzweiterbildung ergibt für keines der an der Intensivmedizin beteiligten Fächer auch nur ansatzweise die Kompetenz oder den Anspruch auf eine genuine Leitungsfunktion in der Intensivmedizin. Dieser deutlich berufspolitisch intendierte Anspruch anästhesiologischer Kolleginnen und Kollegen wird der Komplexität der Intensivmedizin mit ca. 70 % der Patienten aus dem internistischen Fachgebiet bei weitem nicht gerecht und desavouiert sich selbst.

Statt inhaltlich unhaltbarer berufspolitischer Ansprüche ist auf den Intensivstationen Teamwork und „blindes“ Vertrauen auf die unterschiedlichen Kompetenzen aller Beteiligter gefordert. Deutscher Ärztetag, Bundesärztekammer, Landesärztekammern als Normengeber und die Sozialministerien als Genehmigungsbehörden sehen das genauso. Einen Intensivmediziner erster Klasse gibt es nicht.

Dr. med. Wolf Andreas Fach, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen, Berufsverband Deutscher Inter­nisten e. V., Vorsitzender Landesverband Hessen

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