Ich zolle denen Respekt, die sich für die Ärzteparlamente aufstellen lassen und wertvolle Zeit dafür aufbringen. Sie müssen weiter den Spagat zwischen Interessensvertretung der KollegInnen und auch der PatientInnen aushalten. Der Präsident der Landesärztekammer Hessen Dr. med. Edgar Pinkowski, dessen Arbeit gegen die Windmühlen der Umstände sehr zu würdigen ist, bezieht als Vertreter der Ärzteschaft wiederholt Stellung. Genauso wie auch Kollege Dr. med. Wolf Andreas Fach die derzeitige Zerreißprobe zutreffend beschreibt.

Der Begriff Teamgeist im Sinne eines kollegialen Miteinanders der ärztlichen Berufsausübung in Kliniken und Praxen stammt aus einer früheren Welt mit anderen als den derzeitigen Werten. Eine „verfasste Krankenkassenlobby“ mit all den Versprechungen den (meist unwissenden, ggf. auch gleichgültigen) Versicherten gegenüber und den gesetzlich abgesegneten Forderungen und Zwangsmaßnahmen gegenüber uns „Leistungserbringern“ (da kann es schon gar keinen Teamgeist mehr per Definition geben) behält als immer noch bestehender Wasserkopf aus noch derzeit über 90 Krankenkassen (1990 waren es noch über 1.100) die Oberhoheit – auch mit Hinweisen auf den sog. Sicherstellungsauftrag und den Appell an das ärztliche Ethos. Was regelhaft folgt, sind Anstrengungen zur Beschwichtigung eines wieder neu erkannten Problems, in der Regel für irgendeine Arztgruppe nicht von Vorteil. Bemerken wir nicht das Aufeinanderprallen dieser verschiedenen Welten?

Dringend notwendige wirtschaftliche Planungssicherheit ärztlicher Tätigkeit in niedergelassener Praxis oder im Krankenhaus darf sich nicht an Gewinnsucht gewisser Medizinkonzerne oder außerärztlicher „Player“ orientieren. Das Schwungrad dreht sich ungebremst jeglicher Erkenntnisse in eine Zukunft, die von politischer und gesellschaftlicher Seite, aber auch von philosophischer und ethischer Seite zum zwingenden Umdenken hinsichtlich einer Teambildung schreit. Die heutigen „Machtstrukturen“ sind offenkundig. Die Hilflosigkeit – die von den meisten so empfundene – muss einem neuen WIR im empathischen Sinne Platz machen, was es gesellschaftlich neu zu definieren gilt. Da können wir von den Strukturen humanitärer Projekte (Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter, Ärzte ohne Grenzen) vielleicht etwas lernen. NGOs, die orientiert an „alten“ Werten Menschlichkeit in die Zukunft retten – und das fängt in der Basisarbeit an mit vielen kleinen Projekten miteinander.

Vielleicht wäre die verpflichtende Wiedereinführung eines einjährigen sozialen Dienstes ein Schritt in die richtige Richtung – ein Schritt, der von Politikern leise angesprochen wird, aber schnell wegen äußeren Gründen infrage gestellt wird.. Hier wünsche ich mir Mut in Planung und Durchhaltevermögen auf lange Frist.

Dr. med. Peter C. Rainer, Fulda