Im Gegensatz zur Online-Erfassung ist die Krebsmeldung über die IT-Schnittstelle deutlich einfacher und schneller. Ärztinnen und Ärzte sparen Zeit, indem sie vorhandene Daten in ihrem Dokumentationssystem nutzen und somit doppelte Dateneingaben sparen. Wie die IT-Schnittstelle im Praxissystem die Krebsmeldung für Praxisteams erleichtert, schildern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Berthold Alt und Dr. Matthias Schieber der Praxis „Urologie Lauterbach“ in 36341 Lauterbach.
IT-Schnittstelle im Praxissystem
Damit Ärztinnen und Ärzten Krebsdaten aus ihrem Dokumentationssystem übermitteln können, gibt es bundesweit eine einheitliche IT-Schnittstelle: die sogenannte oBDS-Schnittstelle (ehemals ADT/GEKID-Schnittstelle). Steht diese Schnittstelle im Dokumentationssystem zur Verfügung, können darüber Meldungspakete mit vielen meldepflichtigen Behandlungsinformationen für das Krebsregister erstellt werden.
„Seit März 2021 sind wir dabei. Wir haben beim Softwarehersteller angefragt, ob es möglich ist, Krebsmeldungen auch über das Praxissystem zu generieren. Daraufhin wurde uns angeboten, eine Testpraxis zu werden. Schnell zeigte sich, dass wir dadurch nicht nur Ressourcen wie Papier, Arbeitszeit der Mitarbeiter und Ärzte sowie Platz im Praxissystem, sondern auch Zeit sparen können.“ – Praxis Urologie Lauterbach
Integration in den Praxisalltag
Sind Erfassungsformulare und eine oBDS-Schnittstelle im Praxissystem integriert, können darüber Krebsdaten nach dem bundeseinheitlichen onkologischen Basisdatensatz (oBDS) erfasst werden. Anschließend wird ein Meldungspaket generiert und an das Krebsregister übermittelt – ähnlich wie es Praxisteams auch von der Abrechnung mit der Kassenärztlichen Vereinigung gewohnt sind.
„Die Krebsmeldung legen wir direkt beim Besuch des Patienten an und füllen sie im Nachgang aus. Damit können wir die Meldung nicht vergessen. Außerdem können wir sie erst dann übermitteln, wenn alle vom Krebsregister geforderten Felder ausgefüllt sind. Darüber hinaus bietet das Krebsregistermodul an, Meldungen bei meldepflichtigen ICD-10 C-Diagnosen zu erzeugen, was ebenfalls eine gute Erinnerung ist.“ – Praxis Urologie Lauterbach
Praxissystem als Dreh- und Angelpunkt
Ein Vorteil der Meldung aus dem eigenen Praxissystem besteht darin, dass kein kostenpflichtiges Zweitsystem für die Datenerfassung und -haltung erforderlich ist. Zudem werden doppelte Dateneingaben vermieden, indem Felder mit bereits im System vorhandenen Informationen vorausgefüllt werden, wie zum Beispiel Personen- und Versicherungsdaten oder ICD-10-Codes.
„Im Praxissystem ist alles dokumentiert. Wir können jederzeit nachschauen, was wir wann eingetragen und versendet haben. Bei Fragen oder Änderungswünschen seitens des Hessischen Krebsregisters ist alles im Praxissystem festgehalten. Bei einer Korrektur passen wir nur den betreffenden Punkt in der Meldung an. So müssen wir nicht von vorne mit der Meldung beginnen und alle Daten erneut eingeben. Die Meldungen sind leicht verständlich und einfach auszufüllen. Jeder Mitarbeiter kann dies an jedem Arbeitsplatz tun und muss sich nicht durch mehrere Seiten klicken. Denn die offene Patientenakte und Krebsmeldung werden auf derselben Ebene angezeigt.“ – Praxis Urologie Lauterbach
Meldungspaket einfach erstellen und übermitteln
Wenn die nächste quartalsweise Krebsmeldung ansteht, wird ein Meldungspaket mit Behandlungsdaten zu mehreren Patientinnen und Patienten erstellt. Danach wird eine XML-Datei generiert und diese über den WebUpload im Meldeportal an das Krebsregister übermittelt.
„Dank der Upload-Funktion können mehrere Meldungen auf einmal übertragen werden, ohne dass ein zusätzliches Programm geöffnet werden muss. Ein Durchsuchen mehrerer Programme oder Seiten entfällt, da Krebsmeldungen direkt aus der Patientenakte im Praxissystem erstellt werden. Um den Meldeprozess weiter zu vereinfachen, wäre es noch ausbaufähig, wenn Meldungspakete direkt aus dem Praxissystem an das Krebsregister übermittelt werden können. Dann bräuchten wir dazu nicht mehr den WebUpload.“ – Praxis Urologie Lauterbach
IT-Schnittstelle nachfragen
Bisher wurde die IT-Schnittstelle für die Krebsmeldung nur in wenigen Dokumentationssystemen umgesetzt, insbesondere im Bereich der Praxissysteme. Da es keine gesetzliche Verpflichtung gibt, sind Softwarehersteller lediglich aufgerufen, ihrer Kundschaft diese Schnittstelle anzubieten. Praxisteams sollten sich daher bei ihrem Softwarehersteller nach dem Angebot und Umsetzungsstand der „Krebsregister-Schnittstelle“ erkundigen.
„Definitiv empfehlen wir anderen Praxen die Nutzung der IT-Schnittstelle in ihrem Praxissystem. Um die anfallenden Kosten schnell wieder zu erwirtschaften, reichen in der Regel bereits ein bis zwei Krebsmeldungen pro Monat aus. Darüber hinaus erleichtert das Modul unseren Praxisalltag. Die Mitarbeiter sparen Zeit und können es leicht verständlich und unkompliziert an jedem Arbeitsplatz nutzen – auch im Homeoffice.“ – Praxis Urologie Lauterbach
(HKR)