Wahrscheinlich finden Sie es ein wenig ungewöhnlich, inmitten meines Editorials ein Foto zu erblicken, noch dazu mit zwei eindeutig nichthessischen Protagonisten, sind doch sowohl Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt als auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gebürtige Rheinländer. Sollten Sie nun vermuten, dass es sich hier um eine Aufnahme zweier rheinischer Frohnaturen während einer launigen Karnevalsveranstaltung handelt, dann muss ich Sie leider enttäuschen.
Anlass des Zusammentreffens von Reinhardt und Lauterbach war nicht etwa eine Sitzung des Elferrats, sondern der diesjährige Neujahrsempfang der Bundesärztekammer (BÄK) am 19. Januar in Berlin. Dort übergab der Bundesärztekammerpräsident dem amtierenden Bundesgesundheitsminister einem Beschluss des Deutschen Ärztetags folgend einen USB-Stick. Inhalt des besagten Sticks ist die neue GOÄ mit den von der Bundesärztekammer kalkulierten Preisen, wenngleich die Bewertung zwischen Bundesärztekammer und dem Verband der Privaten Krankenversicherung noch nicht geeint werden konnte.
Dass Reinhardt hier den Daumen hob, entspricht voll und ganz den Erwartungen der Ärztinnen und Ärzte, denn eine GOÄ aus dem Jahre 1982, letztmalig 1996 nur in kleinen Teilen überarbeitet, entspricht – wie sattsam bekannt ist – nicht mehr den heutigen Anforderungen, weder inhaltlich noch preislich. Mag sein, dass Lauterbach den gesenkten Daumen als Scherz meinte. Doch das ging aus meiner Sicht gründlich daneben. Für derart misslungene Scherze fehlt mir mittlerweile schlicht und einfach das Verständnis, denn Ärztinnen und Ärzte verdienen für ihre Arbeit, die unter zunehmend schwierigen Bedingungen erfolgt, Respekt und Wertschätzung. Ja, ganz genau, Wertschätzung beinhaltet nicht zufällig das Wörtchen Wert und Wert bezieht sich eben nicht nur auf immaterielle, sondern sehr wohl auch auf finanzielle Anerkennung.
Wertschätzung verdienen auch die Medizinischen Fachangestellten und natürlich gleichfalls nicht nur ideell, sondern ganz klar auch auf der Gehaltsabrechnung. Um den Praxen dies zu ermöglichen, muss die ärztliche Leistung endlich adäquat vergütet werden.
Nicht nur in der Energieversorgung braucht Deutschland einen Doppelwumms, nicht nur die Bundeswehr braucht ein Sondervermögen, sondern auch die Gesundheitsversorgung muss endlich auf solide Füße gestellt werden. Dazu gehört neben einer angemessenen Bezahlung der beteiligten Berufsgruppen auch die Weichenstellung für genügend Nachwuchs. Auch wenn ich die Sorgen der Medizinstudierenden verstehe, dass eine Erhöhung der Studienplätze die Gefahr einer sich verschlechternden Lehre birgt, halte ich die Folgen eines sich verschärfenden Ärztemangels für viel gravierender. Defizite in der Lehre lassen sich vorbeugen, auch wenn dies für einige Jahre sicher mit Belastungen für Lehrenden, aber auch die Studierenden einhergehen wird, doch fehlende Ärztinnen und Ärzte lassen sich nun einmal nicht backen und sollten auch nicht zulasten ärmerer Länder abgeworben werden.
Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident