Das Herz, um das es geht, schlägt nicht mehr. Es ist kurz vor der Geburt stiller und stiller geworden, umschlungen von einer Nabelschnur, unbemerkt von der Geburtshilfe, zu lange schon still, um noch ins Leben gebracht zu werden. „Mein erstes Kind starb während ich es zur Welt brachte. Als wir unsere Tochter endlich in den Armen hielten, atmete sie nicht. Die Begrüßung war Abschied, Liebe und tiefster Schmerz in einem. Von einem Moment auf den anderen drehte sich unsere Welt. Elternwerden hieß für uns trauern lernen.“

Nach diesem mächtigen Anfang hat man nur zwei Möglichkeiten. Das Buch ganz schnell weglegen – oder weiterlesen, zwischendurch Tränen wegwischen, wieder mitfühlen und doch wieder am Ende zunehmend Luft bekommen, wenn man mit Josephine Links die lange Strecke an Trauern, Abschiednehmen, Loslassen und sich neu in der Welt wiederfinden in den folgenden Tagen, Monaten, Jahren mitgehen kann.

Atmen, weitergehen, wieder atmen. Heilung, Trauer und Angst kommen in Wellen – meistens „von hinten, sie sind nicht kaum zu planen und kaum zu kontrollieren. Unsicher sein, haltlos, unklar. All das wollte ich früher nie sein und war es auch nur selten. Jetzt kann ich nicht anders, Unsicherheit und Zweifel haben mich fest im Griff. Wie krank sein, ohne krank zu sein.“

Das Buch hätte auch bitter und eine Anklage werden können, stattdessen gibt es Einblicke in die vielen Gesichter des Lebens und der Hoffnung, trotz allem. Obwohl in einer Ratgeber-Reihe erschienen, ist eine persönliche Erzählung geworden, auch wenn Josephine Links versucht, erzählerisch ein bisschen Abstand zu halten, indem sie von einer dritten Person berichtet. Aber es kann helfen, einen eigenen Weg ins Leben zu finden, und sich dabei nicht alleine fühlen zu müssen.

Dr. med. Helmut Schaaf, Arolsen