Vor der Wahl des Vorstandes des Versorgungswerkes für die Amtsperiode 2022 bis 2027 (siehe weiterer Bericht) berichtete der Vorsitzende des Vorstandes Dr. med. Titus Frhr. Schenck zu Schweinsberg über die Tätigkeit des Vorstandes in der endenden Periode von 2017 bis 2022. Dem Vorstand gehörten in dieser Zeit die folgenden weiteren Mitglieder an: Dr. med. Susan Trittmacher (Stellv. Vorsitzende), Angelika Bayer (bis Juni 2020), Dr. med. Brigitte Ende, Dr. med. Tobias Gehrke (ab September 2020), Dr. med. Alfred Möhrle, Dr. med. Matthias Moreth und Dr. med. Detlev Steininger.

Mehr Alternative Investments und Immobilien

Der Umbau der Kapitalanlagen ist in den vergangenen fünf Jahren weiter vorangeschritten. Auslaufende festverzinsliche Papiere der Direktanlage, die noch mit einem attraktiven Kupon ausgestattet waren, wurden nur noch teilweise durch neue Papiere ersetzt, weil die Verzinsung für diese Anlagen inzwischen nicht mehr attraktiv ist. Gleichwohl ist es wegen einer ausgeglichenen Risikomischung weiterhin notwendig, Anleihen zu erwerben – auch wenn Sie nur eine Verzinsung von rund 1 % bieten. Deutlich mehr Geld wurde von Jahr zu Jahr in sogenannte Alternative Investments investiert. Dahinter verbergen sich vor allem Private Equity (Beteiligungskapital) und Infrastrukturinvestitionen. Im Jahr 2017 hat der Vorstand zunächst beschlossen, die Zielquote für diese Investments von 5 % auf 7 % zu erhöhen. Im vergangenen Jahr wurde die Quote weiter auf 12,5 % erhöht. Derzeit sind rund 11,5 % aller Anlagen in dieser Klasse investiert. Damit ist die Zielquote schon fast erreicht.

Ein weiterer Schwerpunkt in jüngerer Zeit war die Erhöhung des Immobilienanteils. Während im März 2017 nur 7,4 % aller Anlagen auf Immobilien entfielen, waren es im März dieses Jahres schon 16,9 %. Dazu beigetragen hat vor allem, dass nicht mehr nur ausschließlich Wohnimmobilien in deutschen Großstädten direkt erworben werden. Vielmehr beteiligt sich das Versorgungswerk nun auch an Immobilienfonds. Zunächst wurde in europäische Fonds mit Gewerbeimmobilien investiert. Im Jahr 2018 hat der Vorstand entschieden, auch nordamerikanische Immobilienfonds in das Portfolio aufzunehmen und ein Jahr später folgte der Schritt nach Asien. Auch die Zwischenfinanzierung des Baus von Gebäuden in Deutschland ist inzwischen zu einem wichtigen Standbein des Versorgungswerkes geworden. Das höhere Risiko im Vergleich mit einer Anleihe geht einher mit einem höheren Kupon. Deshalb ist die Prüfung der Investments im Vorfeld umso wichtiger. Um das Management dieser Anlagen noch effizienter zu gestalten, wurden diese Anlagen vor zwei Jahren ausgelagert und nun durch einen externen Berater mitbetreut.

Höhere Verlustrücklage

Die gestiegenen Risiken in der Kapitalanlage müssen natürlich abgesichert werden. Deshalb hat der bisherige Vorstand gleich zu Beginn seiner Amtszeit der Delegiertenversammlung vorgeschlagen, die Zielvorgabe der Satzung für die Verlustrücklage, also das Eigenkapital des Versorgungswerkes, von 5 % auf 7 % der Deckungsrückstellung anzuheben. Die Delegiertenversammlung hatte diese Änderung beschlossen und dadurch konnte die Verlustrücklage Jahr für Jahr aufgestockt werden. Zum Ende des Geschäftsjahres 2020 enthielt sie rund 617 Mio. €; dies entspricht 6,50 % der Deckungsrückstellung.

Neue Software für die Mitgliederverwaltung

Mitte des Jahres 2020 erfolgte ein Wechsel der Software für die Verwaltung der Mitgliederdaten sowie die Einführung der digitalen Mitgliederakte. Diese von langer Hand geplante sehr aufwendige Umstellung betraf alle Informationen der über 12.000 Rentnerinnen und Rentner sowie der über 35.000 aktiven Mitglieder. Kurz zuvor mussten wegen des Beginns der Pandemie innerhalb kürzester Zeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Lage versetzt werden, von zu Hause aus arbeiten zu können. Zwar gelang dieser Kraftakt, gleichwohl kam es aber zu Verzögerungen bei der Bearbeitung der Anfragen der Mitglieder. Durch die Softwareumstellung war der Mitgliederservice erneut eingeschränkt, weil die Mitarbeiter z. B. auf das neue System geschult werden mussten und somit nur teilweise für das Tagesgeschäft zur Verfügung standen. Einige Auswirkungen dieser beiden Ereignisse sind noch immer zu spüren, aber eine Trendumkehr ist erreicht. Für eine spürbare Verbesserung der Servicequalität hat eine Umstrukturierung im Geschäftsbereich Versicherungsbetrieb gesorgt, die Ende 2021 umgesetzt wurde. Noch deutlichere Veränderungen dürften mit dem Mitgliederportal verbunden sein, dass der Vorstand kürzlich auf den Weg gebracht hat.

Rente mit 67 und Absenkung des Leistungszinses auf 2,5 %

Einem Kraftakt kamen auch die umfangreichen Satzungsänderungen gleich, die zum 01.01.2021 in Kraft traten. In mehreren Klausurtagungen, Vorstandssitzungen und Sonderterminen hat sich der Vorstand mit der Frage beschäftigt, wie auf das völlig neue Kapitalmarktumfeld reagiert werden kann, um die Leistungen gegenüber den Mitgliedern dauerhaft auf eine sichere Grundlage zu stellen. Gleichzeitig sollte sichergestellt werden, dass die Satzungsänderungen nicht nur die jüngere Generation belasten, sondern diese vielmehr möglichst gleich auf alle Schultern verteilt werden. Herausgekommen ist die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahren (mit einer Übergangsregelung) sowie die Absenkung des Leistungszinses von 3,0 % auf 2,5 % (für alle ab Beginn des Jahres 2021 geleisteten Beiträge). Mit den dadurch in der versicherungsmathematischen Bilanz frei werdenden Beträgen konnte der bilanzielle Rechnungszins deutlich abgesenkt und die Verlustrücklage signifikant erhöht werden. Die Satzungsänderungen brachten jedoch auch Verbesserungen mit sich: Neuerdings können die Mitglieder auch einmalig Beiträge im Rahmen der Höherversicherung leisten. Außerdem erhalten Mitglieder im Falle einer Berufsunfähigkeit zukünftig höhere Renten.

Johannes Prien, Referent des Vorstandes