Vorab darf ich Ihnen ausdrücklich versichern, weder rechtes Gedankengut zu hegen, noch irgendwelche frauenfeindliche Einstellungen zu haben.
Seit einiger Zeit werden im Hessischen Ärzteblatt Artikel in „gendergerechter“ Schreibweise abgedruckt. Hat die Redaktion vor diesem Schritt eigentlich eine linguistische Expertise eingeholt oder sind Sie vor einem ideologiegeleiteten Meinungsdruck eingeknickt, anstatt den Empfehlungen des Deutschen Rechtschreibrates zu folgen und korrektes Deutsch zu schreiben?
Das Hessische Ärzteblatt habe ich bisher wegen aktueller Mitteilungen und auch wegen der medizinischen Fachartikel geschätzt. Leider kann ich auch nach selbst auferlegter „Eingewöhnungszeit“ nicht über die rechtschreibwidrigen Schreibweisen einfach hinwegsehen. Die Verständlichkeit der gegenderten Texte gelingt in der gebotenen Lesezeit nicht, was zum Abriss des Informationsflusses nach wenigen Sätzen führt.
Es handelt sich beim Gendern um undurchdachten Aktionismus am ungeeigneten Objekt. Die Sprache wird von einer (akademischen) Minderheit als Vehikel für eine politische Agenda benutzt. Gendern hat mit (Geschlechter)gerechtigkeit ungefähr so viel zu tun wie eine Zigarettenmarke mit Freiheit und Abenteuer. Das ist reines Framing. Diese Modeideologie sollten Sie nicht unterstützen. Es ist auch nicht barrierearm, sondern errichtet künstliche Barrieren für solche Menschen, die die deutsche Sprache (noch) nicht gut beherrschen, zum Beispiel zugewanderte Kollegen.
Meine Bitte: Setzen Sie sich für die Beidnennungen und die weiblichen Formen in der direkten Ansprache (!) ein, verwenden Sie ansonsten das generische Maskulinum oder aber elegante Umschreibungen. Das generische Maskulinum ist eine sexusneutrale Sammelform, die alle einschließt, auch wenn die Propagandisten des Genderns etwas anderes behaupten. Die deutsche Sprache stellt auch ungegendert die Mittel bereit, alle respektvoll und angemessen anzusprechen. Die breite Mehrheit Ihrer Leser wird es Ihnen danken.
Dr. med. Albert Zeides, Bad Homburg