Die Ausführungen zum Pharmasponsoring sind leider sehr einseitig. Sie blenden weitgehend die Perspektive derer aus, die es durchaus schaffen, solche Veranstaltungen ohne Unterstützung durch Pharmaindustrie und Medizinproduktehersteller durchzuführen, sondern charakterisiert sie indirekt als überwiegend zweit- oder drittrangig. Fakt ist:

  • Industrie-gesponserte medizinische Bildung stellt immer auch Werbung dar [1]. Das wird vor allem durch Themensetzung und Förderung von industrienahen Referierenden erreicht. Veranstaltungen, die darauf verzichten, befinden sich dabei in einem unfairen Wettbewerb, denn sie müssen alles ohne diese Unterstützung stemmen. Davon ist z. B. auch die Bildungsakademie der Landesärztekammer in Bad Nauheim betroffen.
  • Ärztinnen und Ärzte verdienen keineswegs weniger als andere akademische Berufe, die sich ihre Fortbildung ohne solche Industrieunterstützung finanzieren. Sowohl die Landesärztekammer Hessen mit ihren verschiedenen Fortbildungsangeboten als auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) schaffen es seit vielen Jahren, ihre Veranstaltungen ohne solches Sponsoring durchzuführen. Wer genau so denkt, ist hier sehr willkommen- auch wenn es mehr kostet.
  • Großveranstaltungen und Treffen im Ausland sind unter dem Klimaaspekt problematisch und zu hinterfragen. Sie sollten zu einem großen Teil durch Online-Formate ersetzt werden. Diese sind dann durchaus über Teilnahmegebühren finanzierbar.
  • Stände bei Kongressen werden durch die Marketingabteilungen der Unternehmen geplant und besetzt. Wer den wissenschaftlichen Diskurs sucht, sollte direkt mit dem Bereich Forschung und Entwicklung Kontakt aufnehmen.

Statt industriegesponserte Veranstaltungen zu rechtfertigen, sollten wir daran arbeiten, dieses Sponsoring zunehmend aus unserer Fortbildungskultur zu verbannen.

Prof. Dr. med. Erika Baum, Biebertal

[1] Fugh-Berman A: Industry-funded medical Education is always promotion. BMJ 2021;373: n1273