Ende November 2019 stellte sich ein 29-jähriger Patient mit juckenden und größer werdenden Hautveränderungen in der linken Leiste und Peniswurzel vor.

So etwas hatte ich noch nie gesehen und dachte an ein atypisches Lymphogranuloma inguinale – auf jeden Fall musste es ein Infektionsgeschehen sein.

Ich machte eine große, tiefe Probeexcision und dann kam auch bald der Anruf der Histologen: Sie waren fündig geworden, dachten aber an Schistosomen. Auch sie hatten so etwas noch nie gesehen. Eine akribische Anamnese brachte einen längeren Aufenthalt in Mali im Jahr 2016/17 an den Tag. Für den Patienten war diese Zeit schon gar nicht mehr relevant. Er hatte sich im Malawi-See infiziert! Häufig hatte er sich mit dem Krankheitsbild in Afrika und Asien, wo er länger beruflich unterwegs war, bei Urologen, Gastroenterologen und Pneumologen vorgestellt – außer der Hautveränderung litt der Patient unter Husten, Atemnot, Durchfällen und Gewichtsabnahme. Ihm wurden verschiedene Antibiotika und Anthelmintika verordnet. Da es ihm immer schlechter ging, kam er nach Deutschland zurück.

Die Diagnose einer Bilharziose wurde vom Bernhard-Nocht-Institut bestätigt. Die Therapie erfolgte mit Biltricide® (Wirkstoff Praziquantel), was der Patient einigermaßen vertrug. Nach sechs Wochen bildete sich die Hautveränderung zurück, körperliches Wohlbefinden stellte sich ein, Anfang 2021 ist die Abheilung fotodokumentiert worden. Bei der Eingabe der Diagnose meldete der Computer, dass es diese Diagnose eigentlich in Europa nicht gibt.

Dr. med. Hildegard Bonczkowitz, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Kelkheim, E-Mail: bonczkowitz@t-online.de