Mit der Umsetzung des aktuellen (Muster-)Kursbuchs der Bundesärztekammer (BÄK) wird die Kurs-Weiterbildung „Ärztliches Qualitätsmanagement“ (äQM) bei der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) inhaltlich neu ausgerichtet. Die Kursleitung berichtet im Folgenden über Neues und Bewährtes. [1]

Auch 23 Jahre nach dem Start des äQM-Kurses ist das Interesse an dieser Qualifizierungsmaßnahme ungebrochen – wie die seit Jahren immer wieder ausgebuchten Termine zeigen. Sicherung von Qualität ist fester Bestandteil des ärztlichen Alltags und besitzt in der Ärzteschaft einen hohen Stellenwert. Dies spiegelt auch der langjährige Status des äQM als Zusatzbezeichnung nach Weiterbildungsordnung wieder [2, 3].

Einer wichtigen Grundlage des QM – der stetigen Verbesserung und Weiterentwicklung – wurde in den vergangenen Jahren mit der Überarbeitung des Curriculums „Ärztliches Qualitätsmanagement“ Rechnung getragen. Das aktuelle „(Muster-)Kursbuch Ärztliches Qualitätsmanagement“ der BÄK gibt ab dem aktuellen Durchlauf 2021/22 den Rahmen für die Kurs-Weiterbildung nun auch bei der LÄKH vor. Es orientiert sich an der Systematik der neuen (Muster-)Weiterbildungsordnung von 2018. Darin steht der Erwerb von Kompetenzen ganz im Vordergrund. Dies ist von jeher ein wichtiges Anliegen für alle Mitwirkenden am LÄKH-Kurs, sollen doch bei aller notwendigen Theorie besonders praxistaugliche Inhalte vermittelt werden [1, 4–7].

In den regelmäßigen Evaluationen bescheinigen die Teilnehmenden dem Kurs einen starken Nutzen für ihren Arbeitsalltag!* Dies erfüllt uns als Kursleitung mit Stolz, ist doch gerade die Auswahl der Inhalte sowie der Referentinnen und Referenten aufgrund der thematischen Vielfalt eine besondere Herausforderung.

Aber auch Kritik der Absolventen nehmen wir uns zu Herzen. So haben wir auf deren Anregung bereits im jüngsten Durchlauf einen Anteil Hämotherapie integriert, um zumindest grobe fachspezifische Basics für die Qualifikation zur/zum Qualitätsbeauftragten Hämotherapie zu vermitteln, die mit der Kurs-Weiterbildung zusätzlich erworben wird. Auch die Vorstellung eines real durchgeführten QM-Befragungsprojektes durch einen ehemaligen Teilnehmer ist nun fester Programmpunkt. Mit der diesjährigen „Neuauflage“ des äQM-Kurses freuen wir uns beispielsweise auf eine Vertiefung bzw. Neuaufnahme folgender Themen: Patientensicherheit, Zertifizierung von Rehaeinrichtungen sowie eine Einführung in die Umsetzung von Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen. Auch konnten wir neue Referentinnen und Referenten für den Kurs gewinnen. Bewährtes wie die beiden großen Praxisprojekte, die sich um eine Befragung und das Risikomanagement drehen, bleiben bestehen. Basics, die sonst eher „frontal“ vermittelt werden mussten, werden nun im Rahmen einer neuen Telelernphase zum Selbststudium vor dem ersten Kursblock angeboten.

Je nach Pandemiegeschehen würden wir uns freuen, wenn die Kurs-Weiterbildung weitgehend in Präsenz stattfinden könnte – ist doch die Vernetzung der Teilnehmenden und Referenten aus maßgeblichen Einrichtungen nicht nur des Rhein-Main-Gebietes eine wichtige „Grundfunktion“ der Veranstaltung. Um dies zu ermöglichen, haben wir uns auch entschlossen, die Gruppengröße mit ca. 20 Teilnehmenden trotz Warteliste für die Anmeldungen möglichst klein zu halten.

Ebenfalls neu ist eine kurze freiwillige und anonyme Online-Befragung, die die Erwartungen der Teilnehmenden vor dem Kurs aufnehmen soll und deren Ergebnisse von den Referentinnen und Referenten im Kurs aufgegriffen werden.

Abgeschlossen wird der Kurs mit einer Prüfung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung „Ärztliches Qualitätsmanagement“ bei der Landesärztekammer Hessen.

Kurs-Weiterbildung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung „Ärztliches Qualitätsmanagement“: Anmeldung und Kontakt

Die 200 Stunden, die das (Muster-)Kursbuch der Bundesärztekammer [1] vorsieht, werden in Bad Nauheim in mehreren Kursblöcken angeboten. Der aktuelle Kurs 2021/2022 ist ausgebucht – der nächste startet im September 2023.

Kursleitung: Nina Walter und Katrin Israel-Laubinger, Stabsstelle Qualitätssicherung.

Informationen und Anmeldung:

Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung der LÄKH, Adiela Candelo-Römer

Fon: 06032 782-227

Fax: 069 9767267-227

E-Mail: adiela.candelo-roemer@laekh.de

Infos zum Kurs ÄQM im Veranstaltungsangebot der Akademie

Katrin Israel-Laubinger, Ärztliche Referentin und Stv. Leiterin der Stabsstelle Qualitätssicherung, Versorgungsmanagement und Gesundheitsökonomie, Ärztliches Qualitätsmanagement

Nina Walter, M. A., Leiterin der Stabsstelle Qualitätssicherung, Versorgungsmanagement und Gesundheitsökonomie; Stv. Ärztliche Geschäftsführerin, Ärztliches Qualitätsmanagement

beide: Landesärztekammer Hessen

Die Literaturhinweise finden Sie am Ende dieser Seite unter „Artikel herunterladen“ in der PDF-Version dieses Artikels.

* Evaluation 2017/2018 und 2019/2020, keine systematische Erfassung.

äQM in der Praxis:

Bereits seit 2003 betreue ich die kursbegleitenden Befragungsprojekte im Rahmen des Kurses Ärztliches Qualitätsmanagement. Die Teilnehmenden haben hierbei die Aufgabe, in Teams gemeinsam ein von ihnen ausgewähltes reales Befragungsprojekt zu konzipieren, durchzuführen, auszuwerten und zu präsentieren. Dabei arbeiten wir meist mit Patienten- oder Mitarbeiterbefragungen in den jeweiligen Einrichtungen (also in Praxen oder Kliniken), aber zum Teil auch mit spannenden außergewöhnlichen Projektideen aus dem gesellschaftlichen oder privaten Umfeld der Teilnehmenden. In lebhafter Erinnerung ist mir z.B. eine Kundenbefragung bei einem Friseur, die der Projektgruppe viel Spaß gemacht und einen großen Lerntransfer für den eigenen Arbeitsbereich ermöglicht hat. Mir persönlich macht es sehr viel Freude, die Teilnehmenden in diesen individuellen Projekten und den damit verbundenen Herausforderungen über einen längeren Zeitraum hinweg begleiten zu dürfen und zu sehen, welcher Gewinn durch die aktive praktische Arbeit in den Projekten für das Qualitätsmanagement erzielt werden kann.

Prof. Dr. rer. pol. Stefanie Winter, Professorin für Wirtschafts- und Sozialpsychologie Hochschule Darmstadt. Expertin für Befragungsprojekte (insbesondere Mitarbeiter- und Kunden-/ Patientenbefragungen), Forschungsschwerpunkte: Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterengagement und Glück in Organisationen)

Als ich 1997 am ersten Kurs „Ärztliches Qualitätsmanagement“ der Akademie teilnahm, galt Qualitätsmanagement als „exotisch“ und ich musste ständig erklären, „was ich denn damit wolle“. Zwischenzeitlich ist Qualitätsmanagement für Einrichtungen des Gesundheitswesens eine Selbstverständlichkeit geworden. War das Qualitätsmanagement anfänglich noch sehr an den industriellen Vorbildern angelehnt, wurde es mittlerweile an die besonderen Bedürfnisse des Gesundheitswesens angepasst und weiterentwickelt. Allerdings betrachte ich die zunehmende Anzahl an Richtlinien, Vorgaben und Zertifizierungsverfahren und die damit einhergehende Bürokratisierung des QM mit Sorge. Dem gilt es in der Weiterbildung für ein pragmatisches, alltagstaugliches QM entgegenzuwirken!

Dr. med. Heike Anette Kahla-Witzsch, MBA, Fachärztin für Urologie, Ärzt­liches Qualitätsmanagement, Risikomanagerin nach ONR 49003, Beratung im Gesundheitswesen, Dozentin „Ärzt­liches Qualitätsmanagement“

Ich habe den ÄQM-Kurs bei der LÄKH als Teilnehmer sehr genossen. Insbesondere den kollegialen Austausch und die wiederholten Gruppenarbeiten empfand ich als Bereicherung. Meine Tätigkeit in der Industrie erfordert täglich die Auseinandersetzung mit Fragen des Qualitätsmanagements. Allein deswegen möchte ich diese Zusatzqualifikation nicht mehr missen.

Dr. med. Michael Sroka, Leitender Arzt der Fraport AG

Mir als langjähriger Kursleiterin liegen der Bad Nauheimer Kurs, besonders aber auch das Thema „Ärztliches Qualitätsmanagement“ am Herzen. Als Mitglied einer Arbeitsgruppe bei der Bundesärztekammer durfte die Landesärztekammer Hessen ihre Erfahrung aus über 20 Jahren Kurs-Weiterbildung aktiv in die Neugestaltung des Curriculums, jetzt (Muster-)Kursbuch, einbringen. Besonders froh bin ich darüber, dass der Status des „Ärztlichen Qualitätsmanagements“ als Zusatzweiterbildung erhalten geblieben ist. Dies setzt ein deutliches Zeichen, dass der Ärzteschaft Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung und Patientensicherheit wichtige Anliegen sind, und dokumentiert, dass wir als Ärztinnen und Ärzte Qualitätssicherung federführend mitgestalten und umsetzen.

Nina Walter, M. A., Ärztliches Qualitätsmanagement, Leiterin Stabsstelle Qualitätssicherung, Versorgungsmanagement und Gesundheitsökonomie, Stv. Ärztliche Geschäftsführerin, Kursleiterin „Ärztliches Qualitäts- management“

Voraussetzungen für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Ärztliches Qualitätsmanagement

Als Mindestanforderungen müssen 24 Monate Weiterbildung in einem Gebiet (§ 11 MWBO) sowie 200 Stunden Kurs-Weiterbildung (Ärztliches Qualitätsmanagement) (§ 4 Abs. 8) absolviert werden – dies ist parallel möglich. Die zuständige Ärztekammer erteilt die Anerkennung und Führbarkeit der Zusatzbezeichnung nach einer erfolgreich abgelegten Prüfung. [1, 5–7]