Die Coronapandemie hatte und hat natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit der Landesärztekammer Hessen (LÄKH). Regelmäßig und in kurzen Abständen kam der Krisenstab zusammen, um Vorschläge und Maßnahmen zu erarbeiten, die ein möglichst sicheres Arbeiten für die Belegschaft gewährleisten sollten. Schließlich sollte die Arbeit der LÄKH für ihre Mitglieder möglichst uneingeschränkt und zeitnah auch unter Pandemiebedingungen erfolgen. Mit tatkräftiger Unterstützung der EDV-Abteilung wurde vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das mobile Arbeiten ermöglicht.
Am Beispiel der Weiterbildungsabteilung, die unzweifelhaft eine der wichtigsten Aufgaben der LÄKH bearbeitet, lässt sich exemplarisch darstellen, wie engagiert und ideenreich die Belegschaft sich mit Unterstützung der ehrenamtlich tätigen Kolleginnen und Kollegen den Pandemieherausforderungen stellte.
So entschied das Präsidium am 17. März zunächst, die Facharztprüfungen unter Einhaltung des gebotenen Abstands weiter durchzuführen. Begleitpersonen durften das Kammergebäude jedoch nicht mehr betreten. Bereits zu diesem Zeitpunkt stellte die Gewinnung von Prüfern eine Herausforderung dar, denn viele Prüferinnen und Prüfer gehören zu den über 60-Jährigen und nicht wenigen wurden Dienstreisen von ihrem Arbeitgeber untersagt. Doch bereits in der Folgewoche mussten die Facharztprüfungen ausgesetzt werden, weil sich nicht mehr genügend Prüferinnen und Prüfer fanden. Neue und möglichst jüngere Prüferinnen und Prüfer mussten gesucht werden. Dank meiner guten Kontakte zur Ärzteschaft fand sich sehr schnell ein Team geeigneter Kolleginnen und Kollegen, das sich für die ehrenamt- liche Prüfungstätigkeit zur Verfügung stellte. Hierfür sind wir noch immer dankbar.
Darüber hinaus stellte sich die Frage, ob wir videogestützte Facharztprüfungen durchführen können. Flugs nahm die Rechtsabteilung mit unserer Aufsichtsbehörde, dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, Kontakt auf und erhielt erfreulich rasch eine positive Antwort. Mit Worten allein ist es jedoch nicht getan. Jetzt kam auch die EDV-Abteilung ins Spiel und stattete die Konferenzräume im Erdgeschoss und die Prüfungsräume im 1. Obergeschoss des neuen Kammergebäudes rasch mit der zusätzlich benötigten Videotechnik aus, nicht zuletzt gefolgt von Einweisung und Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Damit waren die technischen Voraussetzungen geschaffen, dass die Prüflinge ihre Facharztprüfung vor Ort in der Kammer, aber räumlich getrennt von den Prüfenden ablegen konnten. Organisatorisch gab es viel zu tun, sei es das Einholen einer Einverständniserklärung der zu Prüfenden für diese neue Prüfungsform oder das Testen und Erläutern der ungewohnten Technik. Wer kennt nicht Videokonferenzen, in denen ein Teilnehmer das Mikrofon beim Sprechen nicht eingeschaltet hat, während ein vermeintlich ruhiger Zuhörer seelenruhig, aber eben nicht geräuschlos seinen Schreibtisch bei geöffnetem Mikrofon aufräumt.
Am 24. April war es dann soweit. Elf Prüflinge stellten sich der Herausforderung. Dank der guten Vorbereitungen gab es keine Komplikationen, aber aufgrund der ungewohnten Technik waren auch die Prüfer ein wenig aufgeregt. Die Prüfungskandidatinnen und -kandidaten saßen jeweils allein mit den Prüfungsvorsitzenden in einem Sitzungsraum im Erdgeschoss, während die anderen Prüferinnen und Prüfer jeweils zu zweit in einem anderen Raum im 1. OG per Videokonferenz zugeschaltet waren.
Um Rückkopplungen zu vermeiden – Sie kennen diesen nervtötenden Piepton sicher alle –, dürfen die Prüfer im 1. OG ihre Mikrofone nicht gleichzeitig öffnen. So kam es, dass eine Prüferin ihren gegenüber sitzenden Mitprüfer bei geschlossenem Mikrofon nonverbal bitten wollte, das geöffnete Fenster wegen des Straßenlärms zu schließen. Um ihrer Bitte Ausdruck zu verleihen, wedelte sie lebhaft mit beiden Armen. Doch ein geschlossenes Mikrofon verschließt nicht die Kamera und so erbleichte der Prüfungskandidat, der die Prüferin ja sehen konnte und fragte, ob denn seine Prüfung vorzeitig abgebrochen würde und was er denn falsch gemacht habe. Nach diesem Schreck verlief die weitere Prüfung glatt und wurde bestanden.
Insgesamt zeigte sich allerdings, dass die Vorbereitung und Durchführung videogestützter Prüfungen im Vergleich zu dem üblichen Prüfungsformat zeitintensiver und aufwendiger ist. Prüferinnen, Prüfer und natürlich Prüflinge waren zwar froh, mit dieser technischen Hilfe Prüfungen absolvieren zu können, stimmten aber dennoch überein, dass eine normale Präsenzprüfung immer vorzuziehen ist.
Monika Buchalik, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Maintal, Vizepräsidentin der Landesärztekammer Hessen