Rückblick auf die Summerschool „Klinik-Survival“
Ende Oktober hat zum ersten Mal eine neue Art „Summerschool“ stattgefunden – für junge Kolleginnen und Kollegen in Weiterbildung. Um dieses innovative Format umzusetzen, kooperierten die Akademie der Landesärztekammer Hessen, der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) sowie das Bündnis Junge Internisten (BJI). Der Name soll Programm sein – so trägt die Summerschool den Namen „Klinik-Survival“. Wir trafen uns mit dem wissenschaftlichen Leiter und Mitbegründer des Bündnisses Junge Internisten Cornelius Weiß für ein Interview.
Was macht das Format so besonders?
Cornelius Weiß: Das Format ist auf zweierlei Weise besonders. Einmal die Tatsache, dass wir einen so breiten internistischen Rückhalt haben, ist, glaube ich, einmalig. Das Bündnis Junge Internisten besteht mittlerweile aus zwölf internistischen Verbänden und Gesellschaften, von denen nahezu jeder einen Referenten geschickt hat. Dazu der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI), der dankenswerterweise den organisatorischen Löwenanteil übernommen hat und uns in seine professionellen Strukturen eingebunden hat. Neben dem organisatorischen macht die School die inhaltliche Ausrichtung besonders: Wir haben einfach in vielen Gesprächen mit jungen Kolleginnen und Kollegen gemerkt, dass es für die Anfangszeit in der Klinik kein ausreichendes Fortbildungsprogramm gibt. Es liegt in der Natur der Sache, dass es zu Beginn schwierig ist, sein universitäres Wissen auf praktische ärztliche Handlungen zu übertragen. Da müssen wir helfen, wir müssen die Kollegen da abholen, wo sie uns am meisten brauchen: bei den ersten Schritten als Arzt.
Wie genau kann man sich das vorstellen?
Weiß: Jeder Verband konnte sein eigenes Gebiet vortragen. Wichtig war nur, dass es hochrelevant für den Beginn der Weiterbildung ist und praktische Handlungsanweisungen für den klinischen Alltag gibt. Jeder der Teilnehmer kann sicherlich kurz nach dem Staatsexamen mehr als zehn Differentialdiagnosen zu Dyspnoe aufzählen, aber was mach ich denn jetzt eigentlich ganz konkret, wenn ein Patient vor mir sitzt und mich nach Luft anfleht, dabei an meinem Kittel zieht und beim Auskultieren nicht ruhig ist? Hier wollen wir Sicherheit vermitteln und helfen, mit solchen ja sehr typischen Situationen zurechtzukommen.
Wie wurde das Konzept bei den Teilnehmern angenommen?
Weiß: Sehr gut! Wir waren schon im Vorfeld überrascht, denn offensichtlich hatten wir einen Nerv getroffen. Wir mussten die 30 vorgesehenen Plätze auf 40 aufstocken. Theoretisch hätten wir nochmal aufstocken können, aber hierzu war es dann leider schon zu spät. Wichtig war uns auch, dass die Teilnehmer keinen Mut brauchen, um ihre Fragen zu stellen, denn zugegebenermaßen ist es eine komische Situation: Theoretisch weiß man sehr viel, aber praktisch dann irgendwie nicht so recht. Um die Ambivalenz dieser Situation möglichst gering zu halten, waren unsere Referenten selbst recht jung. Das Kalkül ging auf: Nach nahezu jedem Vortrag gab es eine lebhafte Diskussion mit vielen Fragen.
Berufspolitik war auch ein fester Bestandteil der Vorträge. Das ist nun etwas unüblich für eine Fortbildung. Wieso haben sie sich entschlossen, diese mitaufzunehmen?
Weiß: Unsere ärztliche Selbstverwaltung ist ein großes Geschenk, das man so nur noch selten in der Politik findet: Diejenigen, die die Verantwortung tragen und etwas tun, sind die gleichen, die darüber bestimmen können. Meiner Meinung nach kann man diesen Wert nicht hoch genug einschätzen. Wir sehen ja an aktuellen politischen Entwicklungen, dass diese Wertschätzung nicht jeder auf bundespolitischer Ebene teilt. Umso mehr ist es von essentieller Bedeutung, dass junge Ärztinnen und Ärzte verstehen: Berufspolitik ist nicht weit weg und wird nicht von Anderen gemacht, sondern das sind wir und wird von uns gemacht. Von daher sollte die Frage eher sein, wieso Berufspolitik nicht viel mehr auf Fortbildungen vorkommt, und nicht andersrum.
Wird es 2020 wieder eine Summerschool geben?
Weiß: Auf jeden Fall! Wir arbeiten bereits an einer Fortsetzung. Wir haben viel positives Feedback erhalten, aber auch viel gelernt, was wir verbessern können. Wir sind, um ehrlich zu sein, sehr selbstkritisch und wollen für nächstes Jahr noch an einigem feilen. Ich kann junge Kolleginnen und Kollegen nur aufrufen mitzumachen. Zum Beispiel kann man über die „Junge Kammer“ oder das junge Forum des BDI mal reinschnuppern und sich einbringen.
Kontakt zur „Jungen Kammer“ der LÄKH via E-Mail an: haebl@laekh.de