Ausstellungen mit Künstlerinnen in Frankfurt und Darmstadt

Surrealistinnen auf Identitätssuche Fantastische Frauen, surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo in der Frankfurter Schirn.

Sie war das Aktmodell in Man Rays berühmter Fotoserie mit der Druckerpresse und schuf mit ihrer „Pelztasse“ eines der eigenwilligsten Objekte des 20. Jahrhunderts: Die Schweizerin Meret Oppenheim (1913–1985), die sich schon früh mit dem Traumhaften, mit Symbolen und der eigenen Geschichte beschäftigte, zählt zu den Künstlerinnen des Surrealismus. Doch ihr vielschichtiges Werk reicht darüber hinaus; als Frau und als Kreative bewegte sich Oppenheim außerhalb fester Kategorien, getreu ihrem eigenen Motto: „Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen.“

Mit Bildern, in denen sie ihr von Krankheit und Schmerz gezeichnetes Körperempfinden ausdrückte, wurde die mexikanische Malerin Frida Kahlo (1907–1954)

berühmt. In über 50 Selbstporträts verarbeitete sie ihre physische Leidensgeschichte, ihre emotionalen Höhen und Tiefen. Obwohl Kahlo 1940 in die Internationale Ausstellung des Surrealismus in Mexiko Stadt aufgenommen wurde, bestand die Künstlerin auf ihrer Unabhängigkeit. Sie male keine Träume, sondern ihr Leben!

Unter dem Titel „Fantastische Frauen, surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo“ präsentiert die Frankfurter Kunsthalle Schirn ab dem 13. Februar erstmals mit einer großen Themenausstellung den weiblichen Beitrag zum Surrealismus. In der vom französischen Schriftsteller und Kritiker André Breton seit 1921 in Paris geführten surrealistischen Bewegung war die Frau das zentrale Thema surrealistischer Männerfantasien. Künstlerinnen gelang es oftmals nur als Partnerin oder Modell, in den Kreis rund um Breton einzudringen. Es war Meret Oppenheim, die sowohl die Rolle der Frau als Muse als auch das Weibliche im Werk von männlichen Kunstschaffenden reflektierte. Dass die Beteiligung von Künstlerinnen an der Bewegung dennoch stärker war, als heute bekannt, macht die Ausstellung mit 260 Gemälden, Papierarbeiten, Skulpturen, Fotografien und Filmen von 34 internationalen Künstlerinnen ebenso deutlich, wie die Suche der Künstlerinnen nach einem neuen weiblichen Identitätsmodell.

Schirn Kunsthalle Frankfurt, Römerberg, 13. Februar–24. Mai 2020

Internet: www.schirn.de

Modernes Plädoyer für die Malerei SUPER! Fünf Künstlerinnen in der Kunsthalle Darmstadt.

Massiv und bedrohlich ragt die ockerfarbene Hausfassade in einen düsteren Himmel. Dagegen wirkt der Junge, der in einem übergroßen Anzug auf dem Zaun im Bildvordergrund hockt, wie verloren und aus der Zeit gefallen. „Elternhaus“ hat die Malerin Franca Franz das Bild genannt. Mit erhobenen Händen wehrt das junge, von Ellen Akimoto in „Ducks in the Park“ auf einer Sommerwiese platzierte Mädchen eine Enteninvasion ab.

Die gegenständlichen Arbeiten der Künstlerinnen – zwei von fünf jungen Malerinnen, deren Werke die Kunsthalle Darmstadt ab dem 26. Januar in der Gruppenausstellung SUPER! zeigt – regen zum Innehalten und Nachdenken an. Wie Mona Broschár, Ivana de Vivanco und Stefanie Pojar wurden auch Franz und Akimoto in den 1980er-Jahren geboren und verbrachten ihre Jugend in den Neunzigern und der Jahrtausendwende – einer Zeit, in der Adjektive wie „super“ und „cool“ Daueroptimismus verströmten.

Augenzwinkerndes Eigenlob oder subversive Kritik? Der Titel ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung scheint sowohl ironisch als auch ernst gemeint zu sein. Während es heute selten geworden ist, dass bildende Kunst „etwas darstellt“, setzen die Künstlerinnen, die bei Professor Annette Schröter in Leipzig studiert haben, dem Trend zum Eintauchen in virtuelle Realitäten und illusorischen Stimuli die physische Präsenz der Malerei entgegen. Während Akimoto, Franz und de Vivanco gegenständlich malen, verfremdet Broschár Alltägliches ins Surreale. Pojar dagegen drückt Inhalte und Gefühle in abstrakten Formen aus. Alle fünf meinen es ernst mit ihrer Kunst, die trotz aller Unterschiede der etwa 100 Arbeiten auf Leinwand und Papier, ergänzt durch einige Skulpturen von Ivana de Vivanco und Franca Franz, vor allem ein Plädoyer für die Bedeutung der Malerei ist.

Kunsthalle Darmstadt, Steubenplatz 1, 26.01.–05.04.2020. Internet: www.kunsthalle-darmstadt.de