Klett-Cotta 2018, Reihe Leben lernen 18. Aus dem Amerikanischen von Maria Bosch und Elke Wisshak, mit einer Einführung von Gerd F. Müller. 1. Aufl. 2018, 136 Seiten, broschiert. 18 €, auch als E-Book. ISBN: 9783608892314
Der schmale Band müsste eigentlich „Hommage an Virginia Satir“ (1916 bis 1988) heißen. In seiner mehr als ein Drittel der Seitenanzahl umfassenden Einführung würdigt Gerd F. Müller, Schüler von Satir und Lehrtherapeut, ihre Arbeit und will anhand der vorliegenden Auswahl ihrer Texte auf die Pionierarbeit der Begründerin der system- und wachstumsorientierten Familientherapie aufmerksam machen. Er stellt das Arbeitsmodell von Virginia Satir mit dessen hochmodernen Schlüsselbegriffen vor: Selbstwert und Kommunikation – Ressourcen – Wachstumsmodell – Kongruenz und Achtsamkeit – Erlebnisorientierung.
Müller hebt hervor, dass Satir zu den frühen lösungsorientierten Therapeutinnen gehörte, die durch ihre innovative Vorgehensweise Grundlagen der Familientherapie erarbeitet und viele Nachfolger/-innen beeinflusst hat. Die Textzusammenstellung soll neugierig machen auf eine ungeheuer kreative Familientherapeutin, die vor allem Praktikerin war.
Gegliedert ist der Hauptteil des Buches in drei Kapitel: Kommunikation – Sprechen und Hören, Kommunikationsmuster (Beschwichtigen, Anklagen, Rationalisieren, Ablenken) und Kommunikationsspiele. Neben theoretischen Überlegungen zur Kommunikation finden sich Beispiele von Satirs Arbeit, die den Ansatz verdeutlichen: „In meinen Augen ist Kommunikation wie ein riesiger Regenschirm, der alles umfasst und beeinflusst, was unter menschlichen Wesen vor sich geht. Sobald ein Mensch zur Welt gekommen ist, ist Kommunikation der einzige und wichtigste Faktor, der bestimmt, welche Art von Beziehungen er mit anderen eingeht und was er in seiner Umwelt erlebt.“
Satirs Texte laden mit vielen Übungen dazu ein, den eigenen Kommunikationsmustern auf die Spur zu kommen, doppeldeutige Botschaften zu erkennen und die eigenen Reaktionsweisen spielerisch zu verändern, um schließlich zu einem guten Interaktionsstil und zu befriedigenden Beziehungen zu finden.
Da Kommunikation erlernt ist, ist sie auch veränderbar. Am Beginn des Veränderungsprozesses steht eine vertiefte Wahrnehmung – von sich wie vom anderen. Satir schrieb in direkter Rede, so wie sie mit ihren Klientinnen und Klienten sprach. Kurzweilig – kreativ – praktikabel.
Dr. Margret Kamm, Göttingen