COVID-19 aktuell: Impfempfehlung oder Impfpflicht
Die 152. Veranstaltung der Bad Nauheimer Gespräche hat mit diesem Thema am 07.03.2022 voll ins Schwarze getroffen. Ein „Muss“ für alle Politikerinnen und Politiker, die derzeit mit diesen Fragen befasst sind, urteilte ein Teilnehmer.
Prof. Zepp, Arzt und Mitglied der Ständigen Impfkommission, Prof Thiessen, Historiker, und Prof. Augsberg, Jurist und Mitglied des Deutschen Ethikrates, beleuchteten das Thema Impfungen und Impfpflicht hochkompetent und darüber hinaus gut verständlich aus medizinischer, historischer, rechtlicher und ethischer Sicht.
Alle Referenten waren sich einig: Impfungen zählen zu den besten Errungenschaften der Menschheit und können nicht hoch genug bewertet werden. Angesichts des hohen Anteils an gegen SARS-CoV-2 Geimpften einschließlich der Genesenen in der Bevölkerung mache aber eine Impfpflicht keinen Sinn mehr, nicht zuletzt auch wegen der kurzen Schutzwirkung der derzeit verfügbaren und nur bedingt zugelassenen Impfstoffe. Auch aus historischer Sicht machen Impfpflichten wenig Sinn: Die Impfpflicht gegen Pocken rief seit Beginn im 19. Jahrhundert große Widerstände hervor, Impfpassfälschungen und Freistellungen waren häufig, Impfverweigerer wurden aus verschiedenen Gründen weder im Kaiserreich, noch im Dritten Reich oder auch nach dem zweiten Weltkrieg verfolgt, sodass am Ende die Impfraten bei den freiwilligen Impfungen stets deutlich über denen der Pflichtimpfung gegen Pocken lagen. Statt aus medizinischer/Naturwissenschaftlicher Sicht unsinnige „wahrscheinliche Szenarien für den Herbst“ zu proklamieren und durch Übertreibungen eine „politics of fear“ zu betreiben, sei es nicht zuletzt auch aus rechtlichen und ethischen Gründen erforderlich, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen. Diese müssen auch die gesellschaftlichen Folgen berücksichtigen. Vordinglich aber sei eine begleitende ehrliche und offene Risikokommunikation, die die Bürger in ihrer Eigenverantwortung anspricht.
Eine fachliche Basis hierfür wurde mit dieser Veranstaltung gelegt. Die Aufzeichnung im Videoformat können Sie sich hier anschauen: