Heute danke ich der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen, die mich am 9. September 2023 wieder zum Präsidenten unserer Kammer gewählt hat. Dieses erneute, große Vertrauen ehrt mich und ist mir eine Verpflichtung, mich mit aller Kraft auch in der nun gerade begonnenen Wahlperiode 2023–2028 für die Belange der hessischen Ärztinnen und Ärzte einzusetzen.

Schon jetzt lässt sich sagen, dass die Aufgaben nicht weniger oder gar unwichtiger geworden sind.

Während die Arbeit in der Landesärztekammer in der abgelaufenen Wahlperiode durch die Coronapandemie erheblich belastet war, können wir uns nun in der neuen Wahlperiode hoffentlich wieder ganz und gar den vor uns liegenden Aufgaben widmen.

Ungeachtet der Belastungen durch die Coronapandemie ist es dank der gemeinsamen Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vergangenen fünf Jahren dennoch gelungen, ein überaus beachtliches Aufgabenpensum zu bewältigen. Dazu gehört nicht nur die beständig zunehmende Digitalisierung der Ärztekammer (siehe das Co-Editorial meines Präsidiumskollegen Dr. med. Peter Zürner, S. 546), sondern auch die Umstellung auf die neue Weiterbildungsordnung, die Restrukturierung unserer Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung (siehe Interview mit der neuen Akademieleitung Frau Susanne Florin, S. 562) und vieles mehr. Da wir auch als Kammer die Klimaneutralität anstreben, verzichten wir auf den Druck des Tätigkeitsberichts für die Jahre 2018–2023 und haben stattdessen eine digitale Ausgabe erstellt, die Ihnen unter Kurzlink https://tinyurl.com/35w8ta22 weitere Einblicke gibt. Seien Sie bitte neugierig und werfen einen Blick hinein.

Doch ein Ausruhen auf den Lorbeeren vergangener Zeiten hat noch nie zu weiterem Fortschritt geführt. Deshalb müssen wir mit unvermindertem Schwung die Arbeit fortführen.

Dazu gehört nicht nur die weitere Verbesserung des Kammerservices für Sie, unsere Mitglieder, sondern auch die Vertretung unserer ärztlichen Interessen gegenüber der Politik und der Gesetzgebung. Es ist zwar ein altbekanntes, aber dennoch unerträgliches, in seiner regelmäßigen Wiederholung nicht besser werdendes Schauspiel, wenn die Krankenkassen – seien es gesetzliche oder auch private Versicherungen – die vermeintliche Höhe der ärztlichen Einkommen kundtun und dabei gerne Einkünfte und Ertrag verwechseln; ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ein Trauerspiel ist auch die noch immer in vielen Krankenhäusern unzureichende Erfassung der ärztlichen Arbeitszeit. Bei all diesen Themen geht es übrigens nicht nur um die berechtigten Interessen von Ärztinnen und Ärzten, sondern auch um die Interessen von Medizinischen Fachangestellten und selbstverständlich zuvorderst um die Interessen unserer Patientinnen und Patienten.

Das vielfach leidige Thema der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ebenfalls noch eine viel zu große Baustelle. Gut gemachte Digitalisierung kann und muss die Arbeit in der Tat erleichtern und vereinfachen. Das muss vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in besonderem Maße für die ärztliche Arbeit in Praxis, Klinik oder Behörden gelten.

Alle in der Gesundheitsversorgung Tätigen wünschen sich dringlich eine sinnvolle Digitalisierung, die funktioniert und die Arbeit nicht erschwert, sondern vielmehr erleichtert. Dazu reichen wohlfeile, um nicht gar zu sagen leere Versprechen nicht aus, sondern der Gesetzgeber muss endlich auf die Praktiker, also auf uns hören. Wir wollen eine funktionierende elektronische Patientenakte mit funktionierenden Schnittstellen und einer übersichtlichen Struktur, die das schnelle Auffinden der benötigten Informationen ermöglicht und ohne großen Aufwand gepflegt werden kann.

Wir können gar nicht oft und laut genug fordern, dass Vorschriften und Gesetze nicht nur in der Theorie, sondern auch in der alltäglichen Praxis funktionieren müssen. Dazu müssen wir aber als Praktiker gehört werden. Der Staat hat die ärztliche Selbstverwaltung vor vielen Jahrzehnten genau in dem Wissen etabliert, dass hier das nötige Wissen vorhanden ist, um Aufgaben zu lösen, die ohne dieses Wissen zum Scheitern verurteilt sind. Umso erschreckender sind daher Äußerungen mancher Politiker, dass die Selbstverwaltung ein Problem für die Demokratie sei. Das Gegenteil ist richtig. Selbstverwaltung ist seit mehr als 100 Jahren erfolgreich gelebte Demokratie und unterliegt im Übrigen der staatlichen Aufsicht.

Die Stärkung und Verteidigung von Freiberuflichkeit und ärztlichen Selbstverwaltung war und ist daher eine Daueraufgabe, der ich mich selbstverständlich auch in der nun beginnenden Wahlperiode mit voller Kraft widmen werde.

Ich freue mich sehr, dass ich diese Arbeit mit der Unterstützung des neu gewählten Präsidiums fortführen darf.

Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident